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News Arbeitnehmer Einfach mal raus: Auszeit für Arbeitnehmer

Einfach mal raus: Auszeit für Arbeitnehmer

Mit Sabbatical die Pausetaste drücken

Einmal „so richtig“ Pause machen – davon träumen viele: ein Monat im Kloster, mit dem Rucksack quer durch Skandinavien oder im Sommer auf der Berg-Alm Butter rühren. Aber wie sagt man das dem Chef, ohne dass gleich die Personalakte zittert? Die gute Nachricht: Ein Sabbatical ist kein Sprung ins Job-Aus, sondern ein geplantes Projekt – und mit guter Vorbereitung erstaunlich machbar. Und so geht’s! 

Stand:  5.9.2025
Lesezeit:  02:00 min
sabbatical | © AdobeStock | 108809912 | Markus Mainka

Was genau ist ein Sabbatical? 

Ein Sabbatical ist eine längere, im Voraus vereinbarte berufliche Auszeit – ob mit Gehalt oder ohne, hängt vom gewählten Modell ab. Einen allgemeinen Rechtsanspruch darauf gibt es in der Privatwirtschaft nicht. Meist braucht es eine individuelle Vereinbarung mit dem Arbeitgeber oder eine entsprechende Betriebsvereinbarung. Im öffentlichen Dienst sieht das Ganze etwas strukturierter aus – dort existieren oft klare Regelungen. 

Kurz gesagt: Wer ein Sabbatical will, braucht keine Weltreise durch Paragrafen, aber eben auch keine bloße Spontan-Idee. Es braucht Planung, Absprache – und ein „Okay“ vom Arbeitgeber. Dann steht der Wunsch-Pause auf Zeit nichts mehr im Weg. 

Der Wunsch nach einer längeren Auszeit ist längst kein Randthema mehr.

Warum wünschen sich so viele eine Auszeit – und wieso ist sie gesund? 

Der Wunsch nach einer längeren Auszeit ist längst kein Randthema mehr: Laut einer aktuellen Studie von Viking wünschen sich bis zu 89 Prozent der deutschen Arbeitnehmer ein Sabbatical – bevorzugt für Reisen, Erholung oder zur Stressvermeidung. Besonders groß ist der Wunsch bei berufstätigen Frauen und bei Menschen zwischen 30 und 59 Jahren. Auch bei jungen Erwachsenen ist das Thema angekommen: 43 Prozent der 18- bis 24-Jährigen haben bereits ein Sabbatical gemacht oder möchten es künftig tun. 

Und das hat gute Gründe. Die Belastung im Arbeitsalltag ist hoch – und das bleibt nicht folgenlos. Laut aktuellen Gesundheitsdaten lag die durchschnittliche Zahl der Krankentage pro Mitarbeiter im Jahr 2024 bei 19,1 Tagen; psychische Erkrankungen waren dabei ein wesentlicher Faktor. Langzeiterkrankungen nehmen ebenfalls zu: Knapp 40 Prozent der Fehltage entfielen 2024 auf Ausfälle von mehr als sechs Wochen. 

Das zeigt: Eine bewusste Auszeit ist längst kein Luxus mehr, sondern ein wirksames Mittel zur Gesundheitsvorsorge – für Körper und Kopf. 

Nur rund 25 Prozent der Unternehmen in Deutschland bieten offiziell eine solche Auszeit an.

Wie verbreitet sind Sabbaticals – und wie lange dauern sie in der Praxis? 

Auch wenn viele davon träumen – in der Realität sind Sabbaticals bislang eher die Ausnahme. Nur rund 25 Prozent der Unternehmen in Deutschland bieten offiziell eine solche Auszeit an. In der Industrie ist der Anteil mit 30 Prozent noch vergleichsweise hoch, im Handel sind es gerade einmal 12 Prozent. In großen Betrieben sieht es besser aus: Über die Hälfte der Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern ermöglichen bereits Sabbaticals. 

Und wie lange dauert so eine Pause? Die durchschnittliche Dauer liegt laut ifo-Umfrage bei 99 Tagen – also rund drei Monate. In der Industrie sind es im Schnitt 117 Tage, im Handel 127 Tage. Das berühmte Sabbatical-Jahr bleibt also eher die Ausnahme. Und obwohl das Interesse riesig ist, haben bislang weniger als ein Prozent der Beschäftigten tatsächlich ein Sabbatical genutzt. Wunsch und Wirklichkeit klaffen noch weit auseinander. 

Ein Sabbatical braucht ein gutes Fundament – und das beginnt mit dem passenden Modell.

Die drei gängigen Wege – verständlich erklärt 

Ein Sabbatical braucht ein gutes Fundament – und das beginnt mit dem passenden Modell. Drei Wege haben sich in der Praxis bewährt: 

1. Unbezahlte Freistellung 
Sie nehmen mehrere Monate frei – ohne Gehalt. Die Krankenversicherung bleibt nur im ersten Monat automatisch bestehen, danach müssen Sie sich freiwillig weiterversichern. Wenn Ihr Einkommen niedrig genug ist, kann auch eine Familienversicherung möglich sein.  Wer vor Antritt des Sabbaticals über die Familienversicherung abgesichert ist und während der unbezahlten Auszeit kein regelmäßiges Einkommen von mehr als 535 Euro im Monat (ab 2025) erzielt, behält diesen Versicherungsschutz beitragsfrei bei. Am besten bei der Krankenkasse vorher nachfragen!

2. Zeitwertkonto (Langzeitkonto) 
Sie sparen Überstunden, Boni oder Gehaltsanteile an, die während der Auszeit als Lohn weiterlaufen. Die Sozialversicherung bleibt aktiv, das Modell ist gut planbar – vorausgesetzt, das angesparte Guthaben ist insolvenzgeschützt. Zeitwertkonten sind im Falle einer Insolvenz gesetzlich zwar abgesichert – aber Achtung: Es muss sich um ein echtes Wertguthaben nach § 7b SGB IV handeln, dass alle vorgeschriebenen Formalien einhält. 

3. Anspar-/Teilzeitmodell 
Sie arbeiten zunächst voll, erhalten aber ein reduziertes Gehalt über einen längeren Zeitraum. In der Auszeit wird das angesparte Entgelt ausgezahlt. Vorteil: gleichmäßiger Geldfluss und lückenlose Absicherung – mit etwas Vorlaufzeit. 

Tipp: Ganz gleich, für welches Modell Sie sich entscheiden – regeln Sie alles schriftlich: Dauer, Entgelt, Versicherung, Rückkehr und Vertretung. Das sorgt für Klarheit auf beiden Seiten. 

Ein Sabbatical ist kein rein persönliches Anliegen – es betrifft die Gestaltung von Arbeitszeit, Vertretung und Rückkehr.

Warum der Betriebsrat beim Thema unbedingt sattelfest sein sollte 

Ein Sabbatical ist kein rein persönliches Anliegen – es betrifft die Gestaltung von Arbeitszeit, Vertretung und Rückkehr. Damit ist es auch ein klassisches Thema für den Betriebsrat. 

Der Betriebsrat sorgt dafür, dass klare und faire Kriterien gelten – etwa zu Voraussetzungen, Fristen oder Sperrzeiten. So wird vermieden, dass nur bestimmte Mitarbeiter eine Auszeit bekommen, während andere außen vor bleiben. 

Auch die rechtliche Gestaltung fällt in sein Aufgabengebiet: In Betriebsvereinbarungen lassen sich Zeitwertkonten, Ansparmodelle oder unbezahlte Freistellungen rechtssicher regeln – inklusive Rückkehrgarantie, Vertretung oder dem Umgang mit Sonderzahlungen. 

Nicht zuletzt spielt auch die Gesundheit eine Rolle: Angesichts steigender Fehlzeiten und immer längerer Krankheitsverläufe lohnt es sich, Sabbaticals als Teil eines modernen Gesundheitsmanagements zu sehen. Gut geplante Auszeiten können helfen, Überlastung frühzeitig abzufangen – bevor es zu Ausfällen kommt. 

Fazit: Also keine Angst vor dem Karriereknick! Wer gut vorbereitet ist, kehrt nicht nur erholt, sondern oft auch mit frischen Ideen zurück. Allerdings sollte die Ankündigung nicht mit einem „Ich bin dann mal weg“ beginnen. Besser: mit einem durchdachten Vorschlag zur Umsetzung. Wer seinem Arbeitgeber direkt Lösungen mitliefert – etwa zur Vertretung oder zum passenden Zeitpunkt – erhöht die Chancen auf Zustimmung deutlich. Und ja: Auch eine Hängematte kann ein sehr produktiver Ort sein – zumindest für die Regeneration. (sw)

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