Betriebsrat muss sein. Das gilt in tausenden Betrieben in Deutschland und genauso im ifb. Selbst beim Schulungsveranstalter für Betriebsräte ist so eine Instanz zwischen Geschäftsführung und Belegschaft nicht obsolet. Und so benötigten auch wir im Jahr 2013 einen Wahlvorstand.
Sprung ins kalte Wasser
Ungefähr zu diesem Zeitpunkt trat ich hier einen neuen Job als Redakteurin an. Was ich gut kann: Nachdenken und komplizierte Dinge in einfachen Worten aufschreiben. Was ich nicht gut kann: Mir die Namen von 130 neuen Kolleginnen und Kollegen sofort merken und mit allen im Nullkommanix dicke Freunde werden. Meine Entscheidung, Mitglied des ifb-Wahlvorstands zu werden, hatte geradezu banal-pragmatische Gründe: Ich wollte die vielen neuen Gesichter, Namen und Abteilungen etwas besser kennenlernen. Außerdem würde ich früher oder später bestimmt etwas über die BR-Wahl schreiben müssen (diesen Artikel zum Beispiel!), da wäre doch so ein Amt ein optimaler Einstieg ins Thema.
So schwer kann das nicht sein...
„So schwer kann das ja nicht sein", dachte ich, denn ich hatte zuvor bei einigen Lokal- und Bundestagswahlen in meinem Bezirk die Stimmen mit ausgezählt. Wahl ist ja schließlich Wahl, oder?
Gemeinsam mit zwei Kolleginnen traf ich mich also zur ersten Sitzung des ifb-Wahlvorstands. Und erfuhr dort, dass eine Betriebsratswahl ohne eine entsprechende Schulung keine so gute Idee ist. Die Risiken seien viel zu groß, die juristischen Stolperfallen zu zahlreich und im schlimmsten Fall könnten wir drei sogar persönlich haftbar gemacht werden. Meine Wahlvorstandskolleginnen waren selbst beide Juristinnen, berufsbedingt fit im Betriebsverfassungsrecht und dennoch oder gerade deshalb überzeugt, dass eine Betriebsratswahl mit Laissez-Faire-Haltung nicht zu stemmen ist.
SO viel???
Ich würde hier also nicht nur gemütlich Zettel austeilen und Stimmen zählen. Sondern wenn's ganz dumm läuft meine Probezeit torpedieren, indem ich Formblatt A mit Formblatt B verwechsle und dadurch ein Institut für Betriebsratsseminare um seinen Betriebsrat bringe. Um dieses Szenario weiträumig zu umfahren, suchten wir uns einen Termin für unser Wahlseminar.
Zwei Tage Inhouse-Schulung zum normalen Wahlverfahren sollten genügen. Und ich staunte nicht schlecht, als unser Referent jeder von uns dreien einen dicken Ordner in die Hand drückte: „Hier drin findet Ihr eigentlich alles, was Ihr für Eure Wahl braucht."
Ich blätterte: Checklisten, Formulare, Musterfälle und Musterlösungen. Ohgottohgott. Warum so viel? Im Betriebsverfassungsrecht hat einfach alles seine Ordnung. Und gerade wenn der Wahl des Betriebsrats nicht alle Beteiligten wohlgesonnen sind, ist es umso wichtiger, den Wahlvorstand und die Kandidaten in juristische Luftpolsterfolie zu wickeln: Unangreifbar, kündigungsgeschützt und penibel durchreguliert.
Schritt für Schritt gelingt´s
Mit jedem Häkchen, das wir auf unseren Checklisten setzen konnten, rückte die Wahl näher. Und fühlten uns ein bisschen sicherer. Denn wer die Betriebsratswahl nicht als komplizierten Formulare-Berg betrachtet, sondern die einzelnen Aufgaben dahinter Schritt für Schritt in Angriff nimmt, stellt bald fest, wie logisch das Gesetz die Wahl aufbaut. Es ist ein schönes Gefühl, Recht zu haben.
In unseren Sitzungen glichen wir wieder und wieder die Wählerliste ab. Waren zwischenzeitlich neue Kollegen dazugekommen? Durften unsere Azubis schon wählen? Wer zählt als Führungskraft, wer nicht? Mein Ziel, die Menschen des ifb kennenzulernen, wurde dadurch sogar übertroffen: Denn über die Briefwahl wusste ich sogar, wer sich derzeit in Elternzeit oder im Home Office befand.
Ende gut, alles gut
Schließlich kam der Tag der Wahl. Die ifb-Mitarbeiter setzten ihre Kreuze. Und am Ende des Tages zählten wir öffentlich die Stimmen aus. Für den neuen Betriebsrat begann so die Amtszeit – und ich bin stolz, dass ich dem Gremium Geburtshilfe leisten durfte.