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„Ich wäre schon lieber vollwertiges Mitglied“

Regelmäßige Sitzungen, sinnvolle Betriebsratsarbeit und die Rolle als Ersatzmitglied

Bei der einen Sitzung noch dabei, bei der nächsten dann wieder nicht. „Das kann schon ein bisschen doof sein“, sagt Claudius Thomas, insbesondere, wenn es um brisante Themen geht. „Aber so ist das nun mal als Ersatzmitglied“, findet der 55-Jährige, der seit knapp 20 Jahren bei IBM in Düsseldorf arbeitet. Bei der nächsten Betriebsratswahl will er in jedem Fall erneut kandidieren, um bestenfalls vollwertiges Mitglied zu werden. Warum? Weil er so noch mehr bewirken möchte.

Stand:  11.4.2023
Lesezeit:  03:45 min
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Claudius Thomas ist Ersatzmitglied beim Betriebsrat von IBM. | © Claudius Thomas
Claudius Thomas von IBM | © Claudius Thomas

Claudius Thomas

Claudius Thomas ist seit 20 Jahren bei IBM in Düsseldorf, arbeitet als sogenannter Sales Engineer – unterstützt also den Verkaufsprozess von der technischen Seite. Seit der Betriebsratswahl 2022 ist er erstes von insgesamt gut 20 Ersatzmitgliedern für das neunköpfige Betriebsratsgremium.

Claudius, bist Du zufrieden in Deiner Rolle als Ersatzmitglied oder wärst Du lieber ordentliches Mitglied?

Claudius Thomas: Ich wäre schon lieber vollwertiges Mitglied. Aber der Wahlkampf fand zu einem für mich ungünstigen Zeitpunkt statt, da ich in der Zeit sechs Wochen Resturlaub hatte. Weil es kurzfristig keine zweite Liste gab, wurde es zur Personenwahl, wofür ich etwas mehr Wahlkampf hätte machen müssen. Ich finde es dennoch ein ansehnliches Ergebnis als erstes Ersatzmitglied, vor allem, weil alle Plätze vor mir sehr etabliert und angesehen sind. Mir geht es darum, im Betriebsrat mitzuarbeiten, was zu bewirken – und das kann ich besser, wenn ich vollwertiges Mitglied bin.

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Ich sehe in der Betriebsratsarbeit einen echten Sinn.

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Klingt fast so, als würdest Du bei der nächsten Wahl erneut kandidieren.

Claudius Thomas: Ich lasse mich in jedem Fall wieder aufstellen, weil das der Weg ist, den ich jetzt eingeschlagen habe. Ich sehe in der Betriebsratsarbeit einen echten Sinn. Darüber hinaus ist relativ klar, dass ich aus Altersgründen noch in dieser Amtsperiode nachrücke.

Wie wurdest Du eigentlich Ersatzmitglied?

Claudius Thomas: Das ist eine bisschen längere Geschichte: Vor sieben oder acht Jahren gab es einen persönlichen Anlass – es ging ums Gehalt – den Betriebsrat zu kontaktieren. Später hatte ich psychische Probleme, weshalb ich beim betrieblichen Eingliederungsmanagement wieder in engem Kontakt mit dem Betriebsrat war. Daher kannte ich schon einige Leute aus dem Gremium und wurde mehrfach angesprochen, ob ich mir das vorstellen könnte. Bei der vorletzten Wahl wollte ich noch nicht. Letztes Mal habe ich mich dann entschlossen, zu kandidieren.

Was ist Deiner Meinung nach das Schwierigste daran, Ersatzmitglied zu sein?

Claudius Thomas: Das ist natürlich bei jedem anders. Aber mit meiner Motivation und meinem Hintergrund, dass ich nicht vollwertig mitarbeiten darf. Ich will mich einbringen, kann aber nicht immer. Beispielsweise würde ich gerne in den Ausschüssen mitwirken, weil hier die eigentliche Arbeit passiert.

Wie häufig hast Du bereits an Betriebsratssitzungen teilgenommen?

Claudius Thomas: Wir tagen in der Regel zweiwöchentlich. Ich bin fast jedes Mal dabei. Das gilt auch für das zweite Ersatzmitglied.

Tritt der Fall ein, wann bekommst Du Bescheid?

Claudius Thomas: Das ist eigentlich recht unkompliziert, weil der Termin ohnehin fest in meinem Kalender eingetragen ist. Meist bekomme ich es schon angedeutet, sollte es bereits feststehen. Ansonsten werden kurzfristig Mails verschickt und dann geht eben die Mandatstätigkeit vor.

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Klar ist man mal unterschiedlicher Meinung, aber das gehört dazu.

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Ist es eine konstruktive Zusammenarbeit zwischen Gremium und Ersatzmitgliedern?

Claudius Thomas: Wir arbeiten gut zusammen, es ist ein echtes Teamwork. Klar ist man mal unterschiedlicher Meinung, aber das gehört dazu. Ich finde, wir sind ein sehr streitbarer und aktiver Betriebsrat. Wir sind beispielsweise der einzige Standort mit verpflichtender Zeiterfassung gewesen. Jetzt fragen natürlich alle nach, wie das bei uns funktioniert.

Wie bringst Du Dich als Ersatzmitglied abgesehen von den Sitzungen ein?

Claudius Thomas: Ich habe einen wöchentlichen Info-Call mit unserem Betriebsratsvorsitzenden. Da drängle ich auch immer, dass der nicht vergessen wird. Damit man auf dem Stand ist, besonders, wenn es was abzustimmen gibt. Es gibt aber sicherlich Ersatzmitglieder, die das nicht so wollen. Da hat jeder seine eigene Motivation. Ich übernehme auch gerne Aufgaben wie etwa die Öffentlichkeitsarbeit gemeinsam mit einem Kollegen, der festes Mitglied ist.

Regelmäßige Sitzungen, sinnvolle Betriebsratsarbeit und die Rolle als Ersatzmitglied.

Ist dieser Call Deine einzige Informationsquelle?

Claudius Thomas: Der Call dient der grundsätzlichen Information. Um die detaillierten Infos für eine Sitzung kümmert sich bei uns der Schriftführer. Die Dokumente werden auf einer Plattform abgelegt und nur für entsprechende Personen freigegeben. Es ist also höchst selten, dass ich überhaupt keine Informationen zu irgendwas habe, außer es passieren mal überraschende Dinge. Und dann lasse ich mich aufschlauen, aber da ist auch Verständnis untereinander da.

 

Bei der einen Sitzung zu einem brisanten Thema noch dabei, bei der nächsten dann wieder nicht: Wie schwierig ist das?

Claudius Thomas: Das gibt es schon mal und ist ein bisschen doof, aber dafür gibt es eben Vertreter. Deshalb sind wir ein Team, auch wenn ich gerne konstanter mitarbeiten würde. Aber das verhindern ja nicht die Kollegen, sondern eher das Gesetz. Damit muss ich leben, es war schließlich eine demokratische Wahl.

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Andernfalls muss man damit leben und auf Rechte verzichten – das möchte ich nicht!

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Bist Du generell zufrieden, wie die Zusammenarbeit mit dem Arbeitgeber läuft?

Claudius Thomas: Es ist nicht ganz einfach. Wir sind ein amerikanischer Konzern und dann gibt es Vorgaben aus den USA ohne Anpassung an örtliche Begebenheiten. Und da muss man schon mal „Hallo“ schreien und darf nicht konfliktscheu sein. Andernfalls muss man damit leben und auf Rechte verzichten – das möchte ich nicht! Es gibt Gott sei Dank ein Arbeitsrecht und funktionierende Betriebsräte. (tis)

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