Nestlé: 16.000 Stellen sollen wegfallen

© AdobeStock | Markus Mainka
Stand:  28.10.2025
Lesezeit:  03:15 min
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Stellenabbau und Standortschließungen: Nahrungsmittelkonzern vor tiefgreifenden Veränderungen

Nestlé, der weltweit größte Nahrungsmittelkonzern, will in den kommenden Jahren 16.000 Stellen streichen. Nach einem Führungskräftetausch will der Konzern durch umfangreiche Sparmaßnahmen und Umstrukturierungen (wieder) auf Wachstumskurs gebracht werden. Dabei ist der Konzern eigentlich auf Kurs, seine Jahresziele zu erreichen. Wie passt das zusammen?

Philipp Navratil hat den Chefposten bei Nestlé im September 2025 übernommen und sorgt seitdem mit klaren Ansagen für Aufsehen. Wenige Wochen nach seiner Amtsübernahme kündigte der neue CEO an, in den nächsten zwei Jahren weltweit 16.000 Stellen abbauen zu wollen – eine Zahl, die Belegschaft und Branche gleichermaßen erschüttern dürfte. Der größte Teil des Abbaus soll einer Pressemitteilung des Konzerns zufolge Büroangestellte betreffen, etwa 12.000 Stellen sollen in verschiedenen Bereichen und Regionen wegfallen. Weitere rund 4.000 Stellen sollen indes als Teil laufender Produktivitätsinitiativen „eingespart“ werden. Damit verfolgt Nestlé das ambitionierte Ziel, bis Ende 2027 jährlich eine Milliarde Schweizer Franken (etwa 1,08 Milliarden Euro) einzusparen – als Teil der angestrebten (und angepassten) drei Milliarden insgesamt. „Die Welt verändert sich, und Nestlé muss sich noch schneller verändern. Dazu gehören auch die schwierigen, aber notwendigen Entscheidungen, den Personalbestand in den nächsten zwei Jahren zu reduzieren“, so Navratil in jener Pressemitteilung. Immerhin verspricht er: „Wir werden dabei mit Respekt und Transparenz vorgehen.“

Stellenabbau trotz Wachstum? 

Warum genau Nestlé einen derart drastischen Stellenabbau plant, ist zumindest auf den ersten Blick wenig ersichtlich. Schließlich konnte das Unternehmen sein Wachstum im dritten Quartal 2025 stark beschleunigen und liegt auf Kurs, die Jahresziele zu erreichen. Insgesamt wurden in den ersten neun Monaten dieses Jahres rund 65,87 Milliarden Schweizer Franken (70,88 Mrd. Euro) umgesetzt, was einem organischen Wachstum von 3,3 Prozent entspricht. Betriebsrat und Gewerkschaft hatten dem Konzern bereits in der Vergangenheit häufiger Profitgier vorgeworfen. 

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Die Schließung erfolgt, um die Profitabilität noch weiter zu steigern, also aus reiner Profitgier auf Kosten der beschäftigten …

Guido Zeitler, NGG-Vorsitzender, in einer Stellungnahme

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Etwa als im Frühjahr 2025 bekannt wurde, dass zwei deutsche Produktionsstandorte von Nestlé wegfallen sollen. Das Werk in Neuss (Nordrhein-Westfalen) soll Mitte 2026 schließen – das betrifft insgesamt rund 145 Mitarbeiter. Das Werk in Conow (Mecklenburg-Vorpommern) soll indessen bereits Anfang 2026 verkauft werden, was wiederum Auswirkungen auf die rund 80 Mitarbeiter dort haben dürfte. Überkapazitäten, Verlagerungen und gestiegene Kosten seien laut Nestlé die Gründe für die Schließungen. „Nestlé will Werke schließen, obwohl die Umsätze weltweit gestiegen sind. Nestlé ist ein hochprofitabler Konzern. Die Schließung erfolgt, um die Profitabilität noch weiter zu steigern, also aus reiner Profitgier auf Kosten der beschäftigten …“, so Guido Zeitler, Vorsitzender der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) in einer Stellungnahme, nachdem die Pläne zu den Werkschließungen veröffentlicht wurden.

Negativtrend dürfte anhalten  

Welche Standorte von den künftigen Sparmaßnahmen betroffen sein werden, ist noch nicht bekannt. Fakt ist, dass sich damit ein rasanter Negativtrend für den Produktionsstandort Deutschland fortsetzen dürfte. „Wir waren im Jahre 2014 noch 12.400 Kolleginnen und Kollegen bei Nestlé Deutschland, heute sind wir noch etwa 6.500“, so Andreas Zorn, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrates, im Gespräch mit der Frankfurter Rundschau Mitte des Jahres.

Zitat

Wir waren im Jahre 2014 noch 12.400 Kolleginnen und Kollegen bei Nestlé Deutschland, heute sind wir noch etwa 6.500.

Andreas Zorn, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats, in der Frankfurter Rundschau

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Zu den nun kommunizierten Plänen und den angekündigten 16.000 Stellen hat sich der Nestlé-Betriebsrat noch nicht öffentlich geäußert. Man braucht allerdings nicht allzu viel Fantasie, zu prognostizieren, dass erneut herausfordernde Zeiten anstehen dürften. (tis)

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