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News Digitaler Wandel Nomophobie – wenn uns das Smartphone heimlich das Leben dirigiert

Nomophobie – wenn uns das Smartphone heimlich das Leben dirigiert

Ist das Sache des Betriebsrats?

Schon gewusst? Fast die Hälfte der jungen Smartphone-Nutzer in Deutschland fühlt sich unwohl, wenn das Handy fehlt – 49 % zeigen mittlere, 4 % sogar schwere Symptome des Entzugs. In Großbritannien reagieren 53 % panisch, sobald Akku oder Empfang ausfallen. Weltweit hatte rund zwei Drittel der Menschen schon Sorge, ohne Smartphone nicht mehr „funktionieren“ zu können. Zahlen, die auch für Betriebsräte interessant sind, denn es betrifft auch Ihre Kollegen im Betrieb.

Stand:  1.9.2025
Lesezeit:  02:00 min
Nomophobie im Arbeitsleben | © AdobeStock | Soloviova Liudmyla

Montagmorgen, 9:02 Uhr. Die Teamsitzung läuft seit exakt zwei Minuten, da beginnt es im Raum leise zu vibrieren. Ein Kollege blickt unauffällig – so glaubt er zumindest – auf seinen Schoß. Unter dem Tisch huscht ein Daumen über das Display, während im Raum gerade wichtige Zahlen besprochen werden. In der Kantine scrollt die Belegschaft durch Social Media-Plattformen, als hinge der Aktienkurs von den nächsten Likes ab. Und selbst auf die Toilette wandern die Smartphonepilger nicht allein – die kleine quadratische Plaudertasche begleitet sie wie ein übermotivierter Praktikant, der einfach überall dabei sein will. Willkommen in der Welt der Nomophobie.

Nomophobie bezeichnet die übermäßige Angst, ohne Smartphone oder Mobilfunkempfang zu sein.

Was steckt hinter dem Begriff?

Nomophobie – kurz für „No-Mobile-Phone-Phobia“ – bezeichnet die übermäßige Angst, ohne Smartphone oder Mobilfunkempfang zu sein. Betroffene fürchten, nicht erreichbar zu sein, wichtige Informationen zu verpassen oder von sozialen und geschäftlichen Kontakten abgeschnitten zu werden. Typisch sind Verhaltensweisen wie das ständige Überprüfen des Geräts, das Smartphone niemals auszuschalten und es immer griffbereit zu halten. Fällt der Zugriff weg – etwa durch leeren Akku, schlechten Empfang oder Verlust – können Nervosität, Herzklopfen oder sogar Panik auftreten. Zwar ist Nomophobie keine offiziell anerkannte medizinische Diagnose, doch sie ist ein weit verbreitetes Phänomen unserer digitalen Zeit. Es betrifft besonders junge Erwachsene – Frauen dabei tendenziell etwas häufiger als Männer.

Wenn das Smartphone auch während der Arbeitszeit die Hauptrolle spielt

Ständig on? Die Folgen sind im Arbeitsalltag spürbar – und nicht immer lustig:

  • Konzentrationsverlust: Multitasking  zwischen Meeting und Messenger ist eine schöne Idee – in der Realität sinkt die Aufmerksamkeit rapide.
  • Erholungspausen fallen aus: Wer in der Mittagspause nur weiter durch News und Feeds scrollt, gönnt seinem Kopf keine Pause.
  • Teamdynamik leidet: Ständiges „Abtauchen“ ins Handy signalisiert: „Ich bin gerade woanders.“
  • Sicherheitsrisiko: In Produktion, Lager oder beim Fahren kann Ablenkung durch das Smartphone richtig gefährlich werden.

Nomophobie kann auf Dauer erheblich auf die Gesundheit schlagen – vor allem auf die Psyche.

Nomophobie - Gesundheitlich kein Spaß

Nomophobie kann auf Dauer erheblich auf die Gesundheit schlagen – vor allem auf die Psyche. Häufig entwickeln Betroffene anhaltende Stressreaktionen, die sich in innerer Unruhe, Gereiztheit oder Panikgefühlen äußern und in schweren Fällen zu depressiven Verstimmungen oder Einsamkeitsgefühlen führen können. Auch der Körper reagiert! Herzrasen, Schweißausbrüche, Zittern, Schwindel oder flache Atmung sind keine Seltenheit. Besonders problematisch ist der Einfluss auf den Schlaf, wenn das Smartphone selbst nachts griffbereit bleibt und jede Störung die Erholung unterbricht. Hinzu kommen körperliche Belastungen wie Haltungsschäden („Handynacken“) durch den ständigen Blick nach unten sowie eine mentale Überlastung durch die stetige digitale Reizflut. 
Studien zeigen, dass die anhaltende Belastung durch Nomophobie langfristig das Risiko für psychische Erkrankungen erhöht, die Lebensqualität mindert und das soziale Miteinander negativ beeinflusst.

Tipps für Arbeitnehmer – kleine Schritte, große Wirkung

  1. Handyfreie Zonen einführen – Gönnen Sie sich im Besprechungsraum oder in der Mittagspause eine kleine Auszeit vom Display. Keine Sorge: Die Welt wird in dieser halben Stunde nicht untergehen – und falls doch, ruft bestimmt jemand an.
  2. Benachrichtigungen reduzieren – Lassen Sie nur die Apps piepen, die wirklich wichtig sind - das Kaffeerabatt-Angebot von letzter Woche zählt eher nicht dazu!
  3. Pausen bewusst gestalten – Statt den Daumen durch Social-Media-Feeds zu jagen, gönnen Sie ihm mal Pause. Ein kurzer Spaziergang in der Natur oder ein echter Plausch mit Kollegen kann Wunder wirken – ganz ohne WLAN.
  4. Abendliche Abschaltzeit festlegen – Geben Sie Ihrem Handy jeden Abend „Feierabend“. Bonus: Ihr Kopf bedankt sich mit besserem Schlaf – und Ihr eigener Akku übrigens auch.

Nomophobie mag auf den ersten Blick wie eine harmlose Marotte wirken, fällt aber durchaus unter den Bereich Suchtprävention

Was kann der Betriebsrat tun?

Nomophobie mag auf den ersten Blick wie eine harmlose Marotte wirken, fällt aber durchaus unter den Bereich Suchtprävention – und hier haben Sie als Betriebsrat einen klaren Auftrag. Unter dem Aspekt von Arbeits- und Gesundheitsschutz gehört es zu Ihren Aufgaben, Risiken zu erkennen, Betroffene zu unterstützen und präventive Maßnahmen im Betrieb zu fördern. Dabei geht es nicht darum, Smartphones zu verbannen, sondern den bewussten, gesunden Umgang zu stärken.
Konkret können Sie als Betriebsrat:

  • Aufklärung anbieten – etwa in Form von Infoflyern oder digitalen Wissensnuggets (Intranet) zum Thema „Digitale Balance“
  • Gesunde Regeln fördern – z. B. klare Pausenregelungen und Grenzen bei der Erreichbarkeit außerhalb der Arbeitszeit
  • Stressprävention ins BGM aufnehmen – etwa durch Entspannungsangebote oder Digital-Detox-Kurse
  • Vorbildwirkung stärken – Führungskräfte ermutigen, in Meetings bewusst aufs Smartphone zu verzichten
  • Ansprechbar sein – Betroffenen zuhören, Sorgen ernst nehmen und gemeinsam nach Lösungen suchen

Fazit:
Das Smartphone ist ein genialer Helfer – aber manchmal eben auch ein kleiner Diktator im Hosentaschenformat. Wer es schafft, sich im Alltag kleine handyfreie Inseln zu schaffen, gewinnt: mehr Konzentration, mehr Erholung – und vielleicht sogar das schönste Social-Media-Update überhaupt: ein echtes Gespräch in der Mittagspause. (sw)

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