Pflegekräfte wurden zu Beginn der Corona-Pandemie beklatscht und als Helden gefeiert – für einen kurzen Moment rückten sie in den Mittelpunkt der Öffentlichkeit. Dann war es lange still um ihren Einsatz; der Wunsch nach besseren Arbeitsbedingungen blieb unbeantwortet. Selbst einen Corona-Bonus gab es bislang nur für manche Mitarbeiter der Altenpflege; Beschäftigte in den Krankenhäusern gingen leer aus. Zumindest das soll sich nun ändern.
Streit um Bonus von bis zu 1.000 €
Einen Bonus von bis zu 1.000 € sollen Krankenhaus-Beschäftigten erhalten, die während der Pandemie besonders belastet waren. So sieht es das Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) vor, das gerade vom Bundestag verabschiedet wurde. Allerdings steckt der Teufel im Detail. Denn für die Höhe und die Auszahlung der Prämie sieht das Gesetz das Folgende vor:
- Nur Krankenhäuser, die während der ersten Monate der Corona-Pandemie „verhältnismäßig viele“ mit dem Coronavirus infizierte Patientinnen und Patienten zu versorgen hatten, bekommen einen Anteil der für Prämienzahlungen insgesamt vorgesehenen 100 Millionen €.
- Wer von den Beschäftigten im Krankenhaus dann am Ende eine Prämie bekommt, das muss das Krankenhaus selbst festlegen. Die Prämienhöhe soll bis zu 1000 € betragen können.
„Nein zu einer Prämie, die nur wenige bekommen sollen“
Mitarbeitervertreter großer Kliniken und Krankenhauskonzerne sind empört und kritisieren die Pläne. Denn zu viele Beschäftigte in den Kliniken würden am Ende nicht von der Corona-Prämie profitieren. Die Betriebs- und Personalräte wollen nicht an der Verteilung der Gelder mitwirken.
„Alle Beschäftigten sind für die Krankenversorgung wichtig.“
In einem offenen Brief an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn schreiben sie, es bestehe die Gefahr, „Menschen zu enttäuschen, auf deren hohe Motivation und Einsatzwillen es in den kommenden Monaten wieder maßgeblich ankommen wird“. Sie kritisieren, dass lediglich bis zu 100.000 der insgesamt 440.000 Pflegekräfte einen Bonus erhalten und alle anderen Beschäftigtengruppen komplett leer ausgehen sollen. In dem Brief heißt es: „Alle Beschäftigten sind für die Krankenversorgung wichtig. Alle haben besondere Leistungen erbracht, sich vorbereitet und qualifiziert. Alle waren bereit, Verantwortung zu übernehmen, überall war die Anspannung zu spüren. Die Anerkennung ausschließlich Beschäftigten zu zollen, die Covid19-Patientinnen und -Patienten gepflegt haben, wird der besonderen Situation nicht gerecht.“ Der vorgesehene Bonus schaffe Unfrieden in den Belegschaften. „Dafür übernehmen wir keine Verantwortung.“
Dank und Wertschätzung gehen anders
Auch Marion Eßer, Konzernbetriebsratsvorsitzende der SRH-Kliniken, hat den offenen Brief unterzeichnet. Wie viele ihrer Kollegen und Kolleginnen hält sie die Regelung für extrem ungerecht. „Dank und Wertschätzung gehen anders“, sagt sie. Viele hätten sich freiwillig versetzen lassen, 12-Stunden-Schichten gearbeitet, bei der Ausweitung von Intensivkapazitäten geholfen und sich der Gefahr einer Infektion ausgesetzt. Es sei nicht zu verstehen, dass von dem Bonus jetzt nur wenige Pflegekräfte in direktem Kontakt zu Covid-19-Patienten profitieren sollen.
Eins ist sicher: Noch wichtiger als der Streit um einen Bonus ist die Frage, wann Pflegekräfte endlich höhere und gerechtere Gehälter bekommen. Schön wäre es doch, wenn Prämien wie diese einfach überflüssig würden. (CB)
Tipp
Verdi stellt den offenen Brief zum Nachlesen bereit: "Corona-Prämie im Krankenhaus nur für wenige – wir machen nicht mit!"