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Dass Klaus Dönig eine Ehrenamtskarriere als Betriebsrat einschlagen würde, kann man im Grunde als Schicksal bezeichnen – das Betriebsverfassungsgesetz lag plötzlich auf seinem Arbeitsplatz. 1989 war das, der Startschuss für eine lange Amtszeit: 35 Jahre ist er Betriebsrat gewesen, wenn er sich 2024 in Rente verabschiedet. „Es war immer eine gute Zusammenarbeit“, sagt er, denn: „Sonst hätte ich es nicht so lange gemacht.“ Zeit für einen Rück- und Ausblick.
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Klaus Dönig: Tja, weil aus irgendeinem Grund auf meinem Schreibtisch ein Betriebsverfassungsgesetz lag, ich glaube es war der Fitting. Also habe ich darin gelesen, dann kam ein Kollege und meinte: „Ah, Sie interessieren sich.“ Das war sozusagen der Startschuss im Jahr 1989 – es waren die allerersten Betriebsratswahlen im Unternehmen. Ich wurde neugierig, habe einen Einblick ins Unternehmen bekommen, den man sonst eigentlich nicht bekommt. Und man kann für die Kollegen etwas bewegen.
Klaus Dönig: Dass Schulungen extrem wichtig sind. Übernimmt man das Betriebsratsamt, sind intensive Maßnahmen erforderlich. Zum einen das Basiswissen, zum anderen gibt es Spezialseminare, um hinterher seine Stärken für die Kollegen einzusetzen und der Geschäftsleitung selbstbewusst gegenüberzutreten.
Klaus Dönig: Bei uns im Haus relativ wenig, weil es die Betriebsräte hier immer schon ausgezeichnet hat, lösungsorientiert zu agieren – vor 30 Jahren nicht anders als heute. Zum Glück hat es im Gremium nie eine Lagerbildung gegeben, das ist das Wichtigste für mich überhaupt. Die Art der Zusammenarbeit war immer sehr gut, sonst hätte ich es auch nicht gemacht. Es ist anstrengend genug, mit Führungskräften zusammenzukommen. Aber natürlich geht es heutzutage um andere Themen.
Klaus Dönig: Dass das Amt insgesamt gestärkt wird. Es ist oft mühsam, überhaupt einen Betriebsrat ins Leben zu rufen, das ist heute genauso schwer wie damals. Da würde ich mir mehr Unterstützung vom Gesetzgeber wünschen. Wer eine Betriebsratsgründung verhindert, muss mit Strafen belegt werden, die richtig wehtun.
Klaus Dönig: Ja, durchaus, wobei Sorge eigentlich das falsche Wort ist. 1995 gab es bei uns eine Fusion, in der wir der kleinere Part waren. Da war meine Wiederwahl äußerst knapp – es ging um acht Stimmen. Ich dachte auch nie, dass ich bei meiner ersten Wahl direkt als Ersatzmitglied gewählt werden würde. Wobei es durchaus okay gewesen wäre, wenn es nicht geklappt hätte. Bei den letzten Wahlen hatte ich dann fast immer die meisten Stimmen, was natürlich eine enorme Bestätigung ist.
Klaus Dönig: Nein, nie! Vor allem, weil mein berufliches Ziel nie eine Führungs-, sondern eine Fachkarriere war. Ich hatte nie Angst, dass sie mich fachlich nicht gut sein lassen. Das muss ich meinem Arbeitgeber auch hoch anrechnen.
Klaus Dönig: Vor großem Publikum frei zu reden, wie etwa bei der Betriebsversammlung. Das war zuvor überhaupt nicht mein Ding, ich war ja immer im Backoffice. Auch, dass ich gelernt habe, den Menschen gut zuzuhören, auf diese in persönlichen Gesprächen einzugehen – das hätte ich ohne Betriebsratsamt nie gekonnt.
Klaus Dönig: Da gibt es zum einen die Betriebsvereinbarung zu den Lebensarbeitszeitkonten. Die haben wir im Jahr 2012 als eine der ersten Genossenschaftsbanken eingeführt, mittlerweile ist sie verpflichtend. Außerdem haben wir 2020 eine Betriebsvereinbarung zur Mobilen Arbeit geschlossen. In der heutigen Zeit ist es für viele Bereiche einer Bank unerlässlich, das in einem nennenswerten Umfang anzubieten.
Klaus Dönig: Sowohl als auch. Vieles macht der Betriebsrat im Verborgenen, schließlich gibt es nicht den öffentlichen Output, wenn ich den Kollegen XY gut beraten habe. Auf der anderen Seite fragen sich schon viele, was der Betriebsrat eigentlich macht. Für mich persönlich kann ich sagen, dass ich außerordentliche Wertschätzung erfahren habe – fast von allen. Einerseits von Kollegen, was sich in der Wahl 2022 gezeigt hat. Anderseits von Führungskräften bis hin zur Geschäftsleitung.
Klaus Dönig: Ich habe nur den Blick eines mittelständischen Unternehmens und da ist die Vergütung im Moment in Ordnung. Allerdings geht dann VW durch die Presse, wobei das bestimmt kein repräsentatives Beispiel ist.
Klaus Dönig: Ich sage es mal so: Ich war stets bemüht, es gut abzugrenzen. Je älter, desto schlechter konnte ich das. Aus gesundheitlichen Gründen hätte ich 2022 den Betriebsratsvorsitz auch abgegeben, wenn ich 2024 nicht in Rente gehen würde.
Klaus Dönig: Ich weiß nicht mehr, wann das war. Aber es war ein Grundlagen-Inhouse-Seminar mit einem pensionierten Richter als Referenten. Als der aus dem Nähkästchen geplaudert hat, war das zutiefst beeindruckend. Solche Grundlagenseminare, wenn man eigentlich noch nichts weiß, sind prägend. Ein guter Start ist wichtig, das macht Lust auf mehr. (tis)
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