Ende September 2025 informierte die Bosch-Unternehmensleitung die Belegschaft über ein Sparprogramm, das in seiner Dimension deutlich über die bisherigen Ankündigungen hinausgeht. Bis 2030 sollen rund 13.000 Arbeitsplätze in Deutschland wegfallen – zusätzlich zu den bereits 2024 angekündigten 9.000 Stellen. Der Abbau ist Teil eines Restrukturierungsprogramms, mit dem Bosch jährlich 2,5 Milliarden Euro einsparen will. Zuerst hatte das Handelsblatt von den Sparmaßnahmen berichtet.
Das schmerzt uns sehr, doch es führt kein Weg daran vorbei.
Stefan Grosch, Bosch-Geschäftsführer und Arbeitsdirektor in einer Pressemitteilung
Das sehr belastete wirtschaftliche Umfeld, die Marktbedingungen von Bosch Mobility, die Entwicklungen am weltweiten Fahrzeugmarkt, regulatorische Rahmenbedingungen und die schwächelnde Nachfrage in den Absatzmärkten werden in einer Pressemitteilung als Gründe für die „Maßnahmen zur Schließung der Kostenlücke bei Bosch Mobility“ genannt. Dazu Bosch-Geschäftsführer und Arbeitsdirektor Stefan Grosch: „Wir müssen dringend an der Wettbewerbsfähigkeit im Mobility-Bereich arbeiten und unsere Kosten weiter dauerhaft senken. Dazu setzen wir viele Hebel in Bewegung. Bedauerlicherweise kommen wir dabei auch nicht um einen weiteren Stellenabbau über das bereits kommunizierte Maß herum. Das schmerzt uns sehr, doch es führt kein Weg daran vorbei.“
Deutlicher Protest der Arbeitnehmervertretungen
Die angekündigten Kürzungen treffen eine Reihe bedeutender deutscher Standorte. In Stuttgart-Feuerbach sind rund 3.500 Arbeitsplätze in Gefahr, in Schwieberdingen etwa 1.750. Am Standort Waiblingen plant das Unternehmen, die Produktion für Verbindungstechnik mit rund 560 Mitarbeitern auslaufen zu lassen. Besonders gravierend sind die Pläne auch für Bühl/Bühlertal: Hier wird von einem „Anpassungsbedarf“ von rund 1.550 Stellen bis Ende 2030 gesprochen. Und in Homburg plant Bosch den Abbau von rund 1.250 Stellen.
Beschäftige, Arbeitnehmervertreter und Gewerkschaft sind entsetzt. Die IG Metall spricht vom „größten Personalabbau der Geschichte von Bosch“ und einer „massiven Enttäuschung für die Beschäftigten und den Standort Deutschland“.
„Es steht außer Frage, dass die Situation in der deutschen und europäischen Automobil- und Zulieferindustrie sehr angespannt ist. Einen Personalabbau dieser historischen Größenordnung – ohne gleichzeitige Zusagen zur Sicherung unserer Standorte in Deutschland – lehnen wir jedoch entschieden ab! Statt wie vereinbart an den Standorten über Zukunftsbilder zu verhandeln, sollen nun erneut Tausende Menschen das Unternehmen verlassen“, so der Gesamtbetriebsratsvorsitzende des Geschäftssektors Mobility, Frank Sell, in einer Pressemitteilung der IG Metall. Zudem prangert er an, dass Bosch damit nicht nur das Vertrauen jener verspiele, die diese Firma erfolgreich gemacht hätten, sondern auch in vielen Regionen einen sozialen Kahlschlag hinterließe.
Einen Personallabbau dieser historischen Größenordnung (…) lehnen wir jedoch entschieden ab!
Frank Sell, Gesamtbetriebsratsvorsitzender des Geschäftssektors Mobility, in einer Pressemitteilung der IG Metall
Dabei ist klar: Die Gespräche werden unter schwierigen Rahmenbedingungen geführt. Das Unternehmen verweist auf den hohen Zeitdruck und warnt vor weiteren wirtschaftlichen Belastungen bei Verzögerungen.
Verhandlungen mit ungewissem Ausgang
Für den Betriebsrat ist damit eine Phase intensiver Verhandlungen zu erwarten, in der es gilt, tragfähige Kompromisse auszuhandeln. Die Sicherung von Beschäftigung und die Schaffung neuer Zukunftsperspektiven innerhalb des Konzerns werden die zentralen Themen sein. Noch ist unklar, wie viele Arbeitsplätze im Ergebnis tatsächlich entfallen und welche sozialen Begleitmaßnahmen zum Einsatz kommen. Die Unternehmensführung hat angekündigt, sozialverträgliche Lösungen anzustreben – wie diese konkret ausgestaltet werden sollen, ist Gegenstand der nun anstehenden Verhandlungen.
Fakt ist: Die bevorstehenden Monate werden für die Beschäftigten an den betroffenen Standorten eine Zeit der Unsicherheit – und für die Betriebsräte eine Zeit hoher Verantwortung. (tis)