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Der Wirtschaftsausschuss: Schnittstelle, Unterstützung, Frühwarnsystem

Betriebsratsvorsitzende und Ausschussmitglied Andrea Lisson antwortet direkt aus der Praxis

Ein Wirtschaftsausschuss macht Sinn: Hier geht es um nicht weniger als die Zukunft eines Unternehmens und die Sicherheit der Arbeitsplätze. Hilfsorgan für den Betriebsrat, Schnittstelle zwischen Betriebsrat und Arbeitgeber oder Frühwarnsystem bei wirtschaftlichen Angelegenheiten – wie funktioniert das in der Praxis? Einen Einblick über Erfahrungen und Erfolge gibt Andrea Lisson, Betriebsratsvorsitzende des ZTB (Zentrum für Transfusionsmedizin und Zelltherapie). 

Stand:  19.8.2022
Lesezeit:  03:00 min
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Der Wirtschaftsausschuss: Schnittstelle, Unterstützung, Frühwarnsystem | © AdobeStock | Angela Rohde
Charité-BRV Andrea Lisson | © Andrea Lisson

Andrea Lisson

medizinisch-technische Laborassistentin

Andrea Lisson ist medizinisch-technische Laborassistentin am Zentrum für Transfusionsmedizin und Zelltherapie (ZTB) der Charité Berlin. Die 58-jährige Betriebsratsvorsitzende ist gleichzeitig Mitglied im Wirtschaftsausschuss.

Andrea, wie kamst Du zur Betriebsratstätigkeit?

Andrea Lisson: Durch die Ausgründung aus der Charité bekamen wir 2013 die Möglichkeit, einen eigenen Betriebsrat zu wählen. Im Mai 2013 wurde ich Betriebsratsvorsitzende. Wir haben den Betriebsrat dann gemeinsam von Null aufgebaut mit allem was dazugehört: Büro, Arbeitsmittel und vieles mehr. Geholfen hat mir dabei sicherlich die Erfahrung aus der täglichen Arbeit sowie die Weiterbildung „Leitungstätigkeit/Management“. Aber auch die ifb-Seminare – hier habe ich unter anderem den sogenannten BRV-Führerschein gemacht.

Wie funktioniert die Zusammenarbeit bei Euch im Betriebsrat mit dem Arbeitgeber?  

Andrea Lisson: Im Vergleich zu dem, was wir von anderen Unternehmen wissen, läuft es bei uns wirklich gut. Anfänglich war es etwas schwierig, wir wurden nicht ernst genommen, das hat sich mittlerweile geändert.

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Was gesagt werden muss, wird gesagt!

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Erzähle uns von den gelösten Startproblemen …

Andrea Lisson: Die Verantwortlichen haben schnell gemerkt, dass auch wir wollen, dass es dem Unternehmen gutgeht. Wir pflegen eine verantwortungsvolle Zusammenarbeit mit der Geschäftsführung, ohne Geschäftsführer-freundlich zu sein. Was gesagt werden muss, wird gesagt! Es wird entsprechend diskutiert und wir geben uns nicht mit Ausflüchten zufrieden. Dadurch konnten wir schon vieles erreichen.

Welche Ausschüsse gib es bei Euch im Betriebsrat?

Andrea Lisson: Nur den Wirtschaftsausschuss. Alles andere wird gemeinsam erarbeitet und besprochen.

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Mit dem Wissen aus dem Wirtschaftsausschuss war es möglich, Sonderzahlungen durchzusetzen.

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Gibst Du uns einen kurzen Einblick in die Arbeit Eures Wirtschaftsausschusses?

Andrea Lisson: Generell arbeiten wir eng zusammen und tauschen uns regelmäßig aus. Im Betriebsrat alle 14 Tage, mit dem Wirtschaftsausschuss einmal monatlich und auch mit der Geschäftsleitung findet immer ein Monatsgespräch statt. Wir bekommen im Wirtschaftsausschuss jedes Jahr den vom Wirtschaftsprüfer erstellten Jahresbericht und besprechen diesen mit der Geschäftsführung. Aufgrund des Wissens aus dem Wirtschaftsausschuss war es beispielsweise möglich, Sonderzahlungen durchzusetzen.

Das Wissen als Basis für Verhandlungen: Erkläre das gerne genauer!

Andrea Lisson: Wir haben gesehen, dass es dem Unternehmen wirtschaftlich gut geht. So konnten wir aktiv die Umstellung auf den neuen Haustarifvertrag in Bezug auf Entgelteinstufungen mitbegleiten. Haben zudem erreicht, dass es Verbesserungen sowie Zusatzzahlungen gibt und Investitionen – zum Beispiel in Laboreinrichtung, Arbeitsplatz, Personalküche oder Renovierungen und vieles mehr – mit auf den Weg gebracht. Auch in der Personalplanung haben wir einiges bewirkt.

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Wichtig für jeden Wirtschaftsausschuss ist es, zu wissen, wie das Unternehmen dasteht.

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Eine echte Erfolgsgeschichte. Wie kommt es dazu?

Andrea Lisson: Wichtig für jeden Wirtschaftsausschuss ist es, zu wissen, wie das Unternehmen dasteht. Auf was muss man sich einstellen? Wo muss es Veränderungen geben, damit entsprechend eingewirkt werden kann? Hierzu mein Tipp: Viel lesen und sich regelmäßig weiterbilden!

Videotipp zum Thema:

Gibt es ein konkretes Beispiel aus der Arbeit Eures Wirtschaftsausschusses, von dem Du berichten kannst?

Andrea Lisson: Zu Beginn der Coronapandemie wollte die Geschäftsführung mit uns über Kurzarbeit diskutieren. Auf Grund der Lage des Unternehmens und unseren Kenntnissen aus dem Wirtschaftsausschuss war das schnell wieder vom Tisch. Wir waren der Meinung, dass dies nicht wirklich notwendig gewesen wäre. Wir hatten recht, wie sich schnell herausstellte. Im Gegenteil: Es zeigte sich, dass es mehr Arbeit wurde, da Coronapatienten mehr Blut brauchten als erwartet.

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Es braucht gesunden Menschenverstand. Alles andere kann man lernen.

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Wie sieht Deiner Meinung nach das ideale Mitglied eines Wirtschaftsausschusses aus?

Andrea Lisson: Ich würde sagen, es braucht gesunden Menschenverstand. Alles andere kann man erlernen. Falls eine gewisse Affinität zu Zahlen vorhanden ist, schadet das sicherlich nicht. Aber wir hatten am Anfang gar keine Ahnung, was alles auf uns zukommt. Man sollte bestrebt sein, sich Wissen anzueignen und Schulungen zum Thema zu besuchen. Der Austausch mit Ausschussmitgliedern aus anderen Unternehmen ist nämlich ebenfalls wichtig.

Welche Empfehlung kannst Du jedem Wirtschaftsausschuss mit auf den Weg geben?

Andrea Lisson: Wichtig ist, Interesse an der Arbeit zu zeigen und bereit zu sein, vernünftig im Team zusammenzuarbeiten. Eine gute Kommunikation untereinander vereinfacht vieles. Zudem braucht es die Fähigkeit, sich durchzusetzen und ein entsprechendes Auftreten. Stetige Weiterbildungen, um auf dem Laufenden zu sein – die Möglichkeit sollte man in jedem Fall nutzen. Und im Zweifelsfall einfach auch mal einen Sachverständigen mit ins Boot holen. (tis)

Information

Insgesamt sind es am Zentrum für Transfusionsmedizin und Zelltherapie Berlin (ZTB) gut 150 Mitarbeiter, wovon derzeit 65 Prozent von der Charité und der Rest direkt eingestellte Mitarbeiter am ZTB sind. Im Betriebsrat sind es sieben Mitglieder plus weitere sieben Ersatzmitglieder. Das ZTB gehört wiederum zu gleichen Teilen der Charité und dem DRK Nord-Ost. Es gibt also zwei verschiedene Tarifverträge. Insgesamt betreibt das ZTB drei Blutbanken an den Standorten Charité Mitte, Virchow Klinikum und Benjamin Franklin Klinikum und ist für die OP-Vorbereitungen und die damit verbundenen Laborleistungen verantwortlich.  

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