Vom Glanz der großen Kreuzfahrtschiffe ist beim Betriebsrat der Meyer Werft in Papenburg zurzeit nichts zu spüren. Los brach der Streit im Herbst letzten Jahres. Der Arbeitgeber sprach dem Betriebsratsvorsitzenden Ibrahim Ergin die fristlose Kündigung aus. Angeblich hatte Ergin Auszubildende zum Eintritt in die IG Metall genötigt.
Der Betriebsratsvorsitzende bestritt die Vorwürfe und obsiegte in erster Instanz vor dem Arbeitsgericht Lingen, allerdings aus formalen Gründen.
Kündigung des BR-Vorsitzenden
Doch Ruhe kehrt trotzdem nicht ein, ganz im Gegenteil. Die Meyer Werft plant nun ein sogenanntes Zustimmungsersetzungsverfahren, um die Kündigung Ergins durchzusetzen. Parallel dazu laufen Ermittlungen wegen Nötigung: Ein Gutachten, das der Arbeitgeber eingeholt hat, kommt laut Meyer Werft zu dem Ergebnis, dass sich Ergin strafbar gemacht haben soll.
Rücktritt des Stellvertreters
Der stellvertretende Vorsitzende des Betriebsrats, Günter Geerdes, sah wegen des Streits die Handlungsfähigkeit des 25-köpfigen Gremius gefährdet und erklärte Ende Mai seinen Rücktritt. Weitere Betriebsratsmitglieder folgten seinem Beispiel und legten ihr Mandat nieder.
Mit angeblich 1.200 Unterschriften fordert nun eine Initiative der Belegschaft den ganzen Betriebsrat zum Rücktritt auf. Dieser zog die Zahl der Unterschiften in Zweifel: Die Namen auf der Liste sei um ein Drittel geringer als behauptet.
Noch vor den Sommerferien soll es nach Angaben des Betriebsrats nun eine Betriebsversammlung geben.