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News Rechtsprechung „Man nimmt viel mit in seinen Betriebsratsalltag“

„Man nimmt viel mit in seinen Betriebsratsalltag“

Arbeitsgericht intern: Was macht ein ehrenamtlicher Arbeitsrichter?

Vor Gericht stehen – und zwar auf der Seite des Berufsrichters: Neue Einblicke und Erfahrungen haben den langjährigen Betriebsrat Gunar Kotte gereizt, sich als ehrenamtlicher Arbeitsrichter zu engagieren. Sein Fazit nach knapp 1,5 Jahren im Amt: Wissen und Vernetzung sind auch hier ein wichtiger Schlüssel. Und spannend ist es auch immer vor Gericht!

Stand:  27.4.2021
Lesezeit:  03:15 min
Gunar Kotte über die Arbeit als ehrenamtlicher Arbeitsrichter | © AdobeStock_AA+W

Herr Kotte, Sie sind seit Jahren als Betriebsrat für die Kollegen aktiv – warum ein weiteres Ehrenamt?

Mir macht das einfach Spaß. Man entwickelt man sich mit jedem Ehrenamt persönlich weiter – als ehrenamtlicher Arbeitsrichter ebenso wie als Betriebsrat. Außerdem möchte ich gerne meine Erfahrungen weitergeben. Kurzum: Ich engagiere mich, weil ich gerne hier lebe und gerne aktiv bin.

Wie kam es dazu, wie sind Sie ehrenamtlicher Richter geworden?

Bei Kraftverkehr Nagel bin ich jetzt seit 20 Jahren, lange Jahre davon als Betriebsrat. Aber mein Wunsch nach Hilfe und Zusammenhalt stammt wohl aus meiner aktiven Fußballerzeit als Jugendlicher. Da lernt man, Teamplayer zu werden. Ganz persönlich wollte ich mal über den Tellerrand hinausschauen, deshalb das Interesse, als ehrenamtlicher Arbeitsrichter aktiv zu sein. Über die Vorschlagsliste der Gewerkschaft wurde ich dann schnell angenommen und zum 01.01.2020 bestellt. Meine ersten Verhandlungen haben voll bestätigt: Es war die richtige Entscheidung.

Es ist spannend, die Richtersicht einzunehmen, wenn man eigentlich immer die Brille des Betriebsrats aufhat

Was reizt Sie besonders vor Gericht?

Es ist spannend, die Richtersicht einzunehmen, wenn man eigentlich immer die Brille des Betriebsrats aufhat. Plötzlich steht man auf der anderen Seite – und soll sich unvoreingenommen ein Bild von der Sache machen. Dabei kommt es nicht nur auf das Bauchgefühl an, natürlich muss das Recht korrekt angewendet werden. Vor Gericht zählt deshalb meiner Meinung nach, gut zuzuhören zu können. Am Ende habe ich oft, aber nicht immer alle vorgetragenen Argumente der Arbeitnehmerseite geteilt.

Wie kann man sich das vorstellen in der Praxis: Entscheiden Sie wirklich mit?

Ja, natürlich, die Meinung von uns ehrenamtlichen Richtern ist gefragt! Bei jedem Termin kommt es zu Diskussionen mit dem Richter. Da hilft das Wissen und die Erfahrung als Betriebsrat. Umgekehrt nimmt man auch immer etwas mit in seinen Betriebsratsalltag. Man muss ja seine Denkweise ändern und es hilft, sich einmal in eine andere Rolle hineinzudenken, z.B. in die des Arbeitgebers. Warum macht der Arbeitgeber? Kurzum: es schärft die Sinne. Damit da kein Missverständnis entsteht: Mein Herz schlägt natürlich für die Arbeitnehmer.

Wissen hilft ungemein, ebenso wie Vernetzung!

Was hilft noch für das Amt des ehrenamtlichen Richters?

Wissen hilft ungemein, ebenso wie Vernetzung! Deshalb empfinde ich es auch als eine tolle Wertschätzung uns ehrenamtlichen Arbeitsrichtern gegenüber, dass das ifb uns ein kostenloses Tagesseminar anbietet. So ein Treffen unter ehrenamtlichen Richtern ist schon etwas ganz Besonderes. Es müsste mehr Gelegenheiten für solche Treffen geben.

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