In vielen Unternehmen sind die unterschiedlichsten Modelle der Entgeltumwandlung im Angebot, eine betriebliche Altersvorsorge oder ein Fahrradleasing zum Beispiel. Es klingt verlockend, die Angebote über die Entgeltumwandlung zu finanzieren: Weniger Abgaben, weniger Steuern, bessere Vorsorge oder ein tolles Rad!
Aber was man trotz aller Vorteile wissen muss: Die Umwandlung und somit Reduzierung des Bruttolohns verringern sowohl die spätere gesetzliche Rente als auch andere Sozialleistungen, wie z.B. das Arbeitslosengeld. Für schwerbehinderte Beschäftigte ist das besonders wichtig zu wissen – denn sie können früher in Rente gehen und sind auch häufiger auf die (teilweise) Erwerbsminderungsrente angewiesen. Durch die verkürzte Lebensarbeitszeit wirken sich die geringeren Einzahlungen stärker auf die zu erwartende Leistung aus.
Damit wir als SBV gut informieren und beraten können, habe ich hier für Sie eine Fragen-Checkliste für Ihre Beratung zusammengestellt:
- Um wie viel reduziert sich bei der Entgeltumwandlung das Monatsbrutto? Wie viel wird also weniger als Rentenversicherungsbeitrag abgeführt?
- Ist ein früherer Renteneintritt geplant?
- Erwarten Sie eine (teilweise) Erwerbsminderungsrente?
- Sind Ihnen die Folgen der Entgeltumwandlung für eine mögliche Erwerbsminderungsrente oder geringere Sozialleistungen erklärt worden, wie z.B. beim Krankengeld vom Arbeitgeber? Gibt es Rechenbeispiele?
- Tarifvertrag und Betriebsvereinbarung checken: Gibt es Schutzregelungen oder Arbeitgeberzuschüsse für den Rentenbeitrag? Kann die Differenz der Einzahlung also ausgeglichen werden?
- Wenn ja – sind die Zuschüsse womöglich sozialversicherungspflichtig? Konkrete Nachfrage bei der Gewerkschaft oder den Personalverantwortlichen helfen hier weiter.
Rechenbeispiel für die Praxis
Damit Sie die Auswirkungen der Entgeltumwandlung verständlich erklären können, habe ich ein Rechenbeispiel für Sie: In dem Fall gehen wir von einem Jahresbruttogehalt von 36.000 € aus. Das Durchschnittsgehalt für die Berechnung der Rentenpunkte beträgt 2025 50.493 € brutto. Um genau einen Rentenpunkt zu erhalten, müssen Sie im Jahr 2025 ein Bruttojahreseinkommen in dieser Höhe erzielen.
- Monatliche Entgeltumwandlung: 150 €
- Entgeltpunkte mit 36.000 € im Jahr: 36.000€ /50.493 € = 0,7130 Entgeltpunkte (aufgerundet).
• Ein Rentenpunkt ist aktuell (Stand Juli 2025) 40,79 € wert. Für die 0,7130 Entgeltpunkte gibt es also monatlich 29,08 € Rente (ohne Entgeltumwandlung). - Durch die monatliche Entgeltumwandlung reduziert sich das Jahresbrutto auf 34.200 €. Die Entgeltpunkteberechnung sieht dann wie folgt aus: 34.200 € / 50.493 € = 0,6773 Entgeltpunkte
- Für diese 0,6773 Entgeltpunkte gibt es dann nur noch eine monatliche Rente von 27,63 € (mit Entgeltumwandlung).
Naja, denken Sie jetzt vielleicht, das ist doch gar nicht so viel Unterschied…. Stimmt, im Monat sind es nur 1,45 €. Auf die Laufzeit eines Fahrradleasings wirkt sich das dann so aus:
Bei einem Fünf- Jahresleasing: 5 x 1,45€ = 7,25 € weniger Rente pro Monat. Selbst da höre ich noch oft, naja, das ist doch auch nicht so schlimm. Stimmt vielleicht, aber bei einer angenommenen Rentenbezugsdauer von 20 Jahren reden wir trotzdem von 1740 € Reduktion. Auch wenn das Leasing nach fünf Jahren abgeschlossen ist, haben die fehlenden Zinseszinsen (im Vergleich zur Einzahlung ohne Leasing) weiterhin negative Auswirkungen auf das Rentenkonto.
Entgeltumwandlung für die betriebliche Altersvorsorge
Anders ist es bei der Entgeltumwandlung für die betriebliche Altersvorsorge. Hier rechnen wir beispielhaft mit einer Ansparzeit von 35 Jahren Laufzeit bis Rentenbeginn (und ebenfalls 150 € Umwandlung): 35 x 1,45 € = 50,75 € weniger Rente im Monat durch die negative Entwicklung fehlender Zinseszinsen. Wieder mit Blick auf die Rentenbezugsdauer von 20 Jahren liegen wir hier bei insgesamt 12.180 € Reduktion.
Fazit: Genau hinschauen!
Ob die Reduzierung jetzt viel oder wenig ist, ob es die jeweilige Entgeltumwandlung wert ist oder nicht, das muss jeder persönlich entscheiden. Ein Blick in die Verträge ist aber unverzichtbar.
Zur Klarstellung: Die Auswirkungen bei den unterschiedlichen Modellen der Entgeltumwandlung sind identisch- allein aufgrund der unterschiedlichen Laufzeiten können die Ergebnisse differieren.
Es ist wichtig, die Fakten und persönlichen Auswirkungen zu kennen, um fundiert entscheiden zu können!