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Fehlt Ihnen der Flurfunk?

So gelingt Betriebsräten trotz Home-Office ein guter Austausch

„Hallo Rüdiger, hast du mal eine Sekunde?“ – Solche spontanen Gespräche waren früher an der Tagesordnung. Ob auf dem Flur, an der Kaffeemaschine oder in der Kantine: Der berühmte Flurfunk war für viele Betriebsräte eine wichtige Informationsquelle. Doch in Zeiten von mobilem Arbeiten, Desk-Sharing und digitaler Kommunikation sind diese zufälligen Begegnungen seltener geworden. Der spontane Austausch fehlt – oder?

Stand:  22.9.2025
Lesezeit:  01:45 min
© AdobeStock_Gina Sanders

Was der Flurfunk leistet

Ob im Flur vor dem Besprechungsraum, an der Kaffeetheke oder beim Mittagessen:  Zufällige Begegnungen sind mehr als bloßes Geplauder. Sie helfen Ihnen als Betriebsrat ein feines Gespür für die Stimmung im Unternehmen zu entwickeln. Wer gut zuhört, erfährt oft frühzeitig, wo der Schuh drückt – und kann handeln, bevor es ernst wird. Kurz gesagt: Der informelle Austausch ist ein echter Schatz für die Interessenvertretung.
Doch wenn der persönliche Kontakt seltener wird, stellt sich die Frage: Wie kann man trotzdem nah dranbleiben – z.B. digital?

Digitale Kommunikation ersetzt nicht eins zu eins das persönliche Gespräch.  

Digital ist anders – aber nicht schlechter

Videokonferenzen, Chat-Tools oder Teams-Anrufe haben sich längst etabliert. Sie ermöglichen schnelle Absprachen, funktionieren ortsunabhängig und senken Hürden für den Austausch – über Standort- und Abteilungsgrenzen hinweg. In vielerlei Hinsicht sind digitale Tools sogar ein Gewinn.
Aber: Digitale Kommunikation ersetzt nicht eins zu eins das persönliche Gespräch.  Forscher gehen davon aus, dass rund 60 % der Kommunikation nonverbal verläuft. Das schnelle Erkennen der Mimik und Gestik sowie der Körperhaltung macht es erst möglich, passgenau auf die Botschaften einzugehen. Auch Blickkontakt spielt eine entscheidende Rolle. Diese im Laufe von vielen Jahrtausenden erworbenen Fähigkeiten machen das direkte Gespräch zu einem äußerst komplexen Vorgang, bei dem vieles unbewusst und intuitiv abläuft. Kurzum: digitale und reale Kommunikation sind einfach zwei verschiedene Paar Schuhe. Fazit: Per Teams, Zoom und Co lassen sich Informationen austauschen. Was aber tun für das „spontane Schwätzchen“?

Nähe entsteht durch Initiative

Was früher zufällig geschah, braucht heute ein wenig mehr Planung. Das bedeutet aber nicht, dass es schlechter ist – nur anders. Wer als Betriebsrat sichtbar und ansprechbar bleiben will, muss gezielt den Kontakt suchen:

  • Greifen Sie regelmäßig zum Telefon – nicht nur, wenn es brennt.
  • Nutzen Sie, wenn es passt, die Zeit vor dem Beginn von Videokonferenzen für kurze, informelle Gespräche.
  • Auch die BR-Sprechstunde kann online abgehalten werden. Richten Sie digitale Sprechstunden ein oder bieten Sie Gesprächszeiten direkt im Anschluss an Team-Meetings an.
  • Fragen Sie aktiv nach: „Wie läuft’s bei euch?“, „Was beschäftigt euch gerade?“ – das kann oft kleine Türchen öffnen.

Bild an! Wer per Videokonferenz an einem Meeting teilnimmt, kann Augenkontakt suchen und Mimik und Gestik aufnehmen. 

Die richtige Atmosphäre schaffen

Und was ist mit der nonverbalen Kommunikation, siehe oben? Eine Möglichkeit ist: Bild an! Wer per Videokonferenz an einem Meeting teilnimmt, kann Augenkontakt suchen und Mimik und Gestik aufnehmen. Wer ohne Kamera telefoniert, sollte bewusst langsamer sprechen, Raum für Rückfragen lassen und Ergebnisse klar zusammenfassen.

Vier einfache Tipps für besseren Online-Austausch:

  • Langsam und deutlich sprechen.
  • Gesprächspausen zulassen – nicht jeder antwortet sofort.
  • Im Zweifel nachfragen, ob man den anderen richtig verstanden hat.
  • Am Ende eine kurze Zusammenfassung geben, das bietet Orientierung.

Präsenz nicht vergessen: Abteilungsversammlungen nutzen

Trotz aller digitalen Möglichkeiten bleibt der persönliche Austausch vor Ort wertvoll – besonders, wenn es um komplexere Themen oder sensiblere Anliegen geht. Abteilungsversammlungen in Präsenz bieten hier eine gute Gelegenheit: Sie ermöglichen einen direkten Draht zur Belegschaft, stärken die Sichtbarkeit des Betriebsrats und schaffen Raum für offenen Dialog. Tipp: Solche Versammlungen lassen sich gut ergänzend zur digitalen Kommunikation einsetzen – regelmäßig und ganz gezielt dort, wo Gesprächsbedarf besteht.

Betriebsratsarbeit lebt von Beziehungen – und die lassen sich auch in einer digitalen oder hybriden Arbeitswelt pflegen.

Vernetzt denken, persönlich bleiben

Betriebsratsarbeit lebt von Beziehungen – und die lassen sich auch in einer digitalen oder hybriden Arbeitswelt pflegen. Wer flexibel und kreativ bleibt, kann sogar neue Wege finden, die besser zu den heutigen Arbeitsrealitäten passen. Ein kurzer Austausch per Chat, ein Videocall auf Zuruf oder eine virtuelle Kaffeepause mit Kolleginnen und Kollegen – all das kann dazu beitragen, den Flurfunk neu zu erfinden.
Und wer weiß: Vielleicht wird aus der alten Gewohnheit ein neuer Standard. Einer, der näher dran ist an der Realität der Beschäftigten – auch ohne Flur.

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