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Betriebsrats-Tausendsassa bei der Allianz

© Konstantina Ourdas
Stand:  5.11.2024
Lesezeit:  03:45 min
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Konstantina Ourdas über Struktur, Herausforderungen und schöne Momente im Amt

Betriebsratsvorsitzende, dazu Gesamtbetriebsratsvorsitzende, Mitglied im Konzernbetriebsrat und Sprecherin des Wirtschaftsausschusses. Konstantina Ourdas von der Allianz ist ein echter Tausendsassa in Sachen Interessenvertretung. Aber wie schafft man es, alle Aufgaben unter einen (zeitlichen) Hut zu bekommen? „Organisation und Struktur“, sagt die 54-Jährige. Im Gespräch berichtet sie von aktuellen Herausforderungen und erklärt, warum ihr Gerechtigkeit in der Betriebsratswelt besonders wichtig ist.

Konstantina Ourdas | © Allianz

Konstantina Ourdas

Konstantina Ourdas hat bei der Allianz in Aschheim (bei München) eine Lehre zur Versicherungskauffrau absolviert und war später im Vertrieb tätig. 2002 kandidierte sie erstmals als Betriebsrat und wurde sogleich ins Amt gewählt – peu à peu kamen weitere Ämter hinzu. Mittlerweile ist Betriebsratsvorsitzende sowie Gesamtbetriebsratsvorsitzende, Mitglied des Konzernbetriebsrats und Sprecherin des Wirtschaftsausschusses. Nachdem vor zwölf Jahren am Standort drei Unternehmen zusammengelegt wurden, ist die 54-Jährige freigestellt.

Konstantina, Du bist Betriebsratsvorsitzende, Gesamtbetriebsratsvorsitzende, Sprecherin des Wirtschaftsausschusses und sitzt im Konzernbetriebsrat – das sind viele Aufgaben. Bleibt da überhaupt noch Zeit für nicht-ehrenamtliche Arbeit? 

Konstantina Ourdas: Doch, es bleibt noch genug Zeit. Zum Glück sind nicht alle Aufgaben gleichzeitig, wenngleich meine Arbeitstage gut gefüllt sind. Dank einer guten Organisation und Struktur komme ich da durch – eine meiner guten Eigenschaften. Und ich habe auch ein Privatleben, das wäre ja sonst schlimm. 

Du sprichst die Bedeutung einer guten Organisation an: Wie schafft man es denn konkret, alles unter einen Hut zu bekommen? 

Konstantina Ourdas: Das Gute ist ja: Ich bin nicht allein. Meine Ämter funktionieren nur so gut, weil jeder seine Aufgaben übernimmt. Da bin ich sehr zufrieden und das war schon mal anders. Gerade, als der Gemeinschaftsbetrieb 2012 gegründet wurde, mussten sich drei ehemalige Betriebsratsvorsitzende finden. Und drei Gremien, die unterschiedlich gearbeitet haben. Wir haben es geschafft, die jeweiligen guten Dinge beizubehalten und die schlechten abzulegen. An der Stelle fällt mir das Beispiel „Protokollieren“ ein. Wie wertvoll ein gutes Protokoll ist, erfährst du dann, wenn du eine Aussage suchst, die irgendwann mal gesagt wurde.

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Diese schreiende Ungerechtigkeit hat mich dazu gebracht, für den Betriebsrat zu kandidieren. Und dann habe ich Blut geleckt.

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Warum bist Du derart engagiert? 

Konstantina Ourdas: Ausschlaggebend war vor 22 Jahren, dass in meinem Bereich etwas gestrichen wurde, was den Mitarbeitern am Herzen lag. Das musste mit dem Betriebsrat geklärt werden und dieser ist die Streichungen mitgegangen. So blauäugig wie ich war, dachte ich, die Streichungen könnten wieder rückgängig gemacht werden, was natürlich absolute Utopie ist. Aber diese schreiende Ungerechtigkeit hat mich dazu gebracht, für den Betriebsrat zu kandidieren. Und dann habe ich Blut geleckt. 

Dir ist Gerechtigkeit also besonders wichtig … 

Konstantina Ourdas: Ganz genau. Vor allem, wenn man sich das Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Verhältnis anschaut: Dann überwiegt einfach die Macht des Arbeitgebers. Ein Einzelner kann da nicht viel ausrichten, aber ein gesamtes Gremium kann zumindest etwas Gleichgewicht herstellen. Außerdem ist mir der Umgang sehr wichtig. Und da benötigt es jemanden, der vor und hinter den Kulissen ein wenig reguliert.

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Immer, wenn eine Tür zugeht, geht anderswo eine auf.

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Seit zwölf Jahren bist Du freigestellt. Hast Du die Befürchtung, es könnte heikel werden, in den alten Job zurückzukehren? 

Konstantina Ourdas: Ich mache mir da ehrlich gesagt überhaupt keine Sorgen, selbst, wenn ich aus meinem alten Job rausgewachsen bin. Dann würde ich mich bemühen, etwas anderes zu finden. Wir sind ein großer Betrieb mit vielen Profilen, da bin ich mir sicher, dass ich ein Plätzchen finden würde. Und ich habe die Erfahrung gemacht: Immer, wenn eine Tür zugeht, geht anderswo eine auf.

Gute Laune: Konstantina Ourdas über Struktur, Herausforderungen und schöne Momente im Amt.

Du würdest aber gerne noch eine Zeit lang als Betriebsrätin weitermachen? 

Konstantina Ourdas: Ich mache die ganze Betriebsratsarbeit so gerne, dass ich nichts dagegen hätte, weiterzumachen. Also habe ich nicht vor, nach dieser Periode aufzuhören. Klar, man stößt manchmal an seine Grenzen und dann macht der Job mal keinen Spaß. Insgesamt kämpfe ich aber gerne für die Mitarbeiter.

 

Was macht Dir denn am allermeisten Spaß? 

Konstantina Ourdas: Die coolsten Momente sind, wenn man in einer Verhandlung die To-do-Liste abarbeitet und einen Erfolg nach dem anderen verzeichnet. Auch Betriebsversammlungen, wenn die Kollegen einen hinterher loben, sind solche Momente. Oder, wenn wir etwas erreichen, das die Kollegen finanziell spüren. Genau deswegen ist es wichtig, dass es Betriebsräte gibt.

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Ich habe viele Seminare besucht, schließlich werden Geschäftsführer ebenfalls geschult.

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Und was brauchen Betriebsräte, um solche Momente miterleben zu können? 

Konstantina Ourdas: In jedem Fall eine gewisse Schlagfertigkeit. Und ganz auf den Kopf gefallen sollte man auch nicht sein. Ansonsten habe ich viele Seminare besucht, schließlich werden Geschäftsführer ebenfalls geschult. Will ich ihnen das Wasser reichen, muss ich es ihnen eben nachmachen. Was ein Betriebsrat sonst noch braucht: Beharrlichkeit, Flexibilität und die Fähigkeit, sich fokussieren zu können. 

Eure derzeit größten Herausforderungen? 

Konstantina Ourdas: Die Umstrukturierungen innerhalb der globalen Marke und der Fachkräftemangel. Beispielsweise ist es nicht einfach, mit Nachbesetzungen zurecht zu kommen. Deshalb ist es für uns wichtig, Überzeugungsarbeit zu leisten, hier am Standort die Plätze zu erhalten. Ein weiteres Thema ist die Künstliche Intelligenz, die im Versicherungsgeschäft immer mehr in den Vordergrund rückt. 

Welche Ziele hast Du Dir für die Zukunft gesteckt? 

Konstantina Ourdas: Als die Betriebe vor zwölf Jahren zusammengelegt wurden, kamen drei Unternehmen mit unterschiedlichen Arbeitswelten zusammen. Einer mit Tarifvertrag, alle mit verschiedenen Goodies. Da haben wir schon viel vereinheitlicht, aber noch nicht alles. Diese Unterschiede auszugleichen wäre das Ziel schlechthin. Dann würde ich mir auch mal auf die Schulter klopfen und denken: „Jetzt hast Du es geschafft.“ Aber da ticken wir im Gremium alle gleich. (tis) 

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