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Norbert Janßen, Betriebsratsvorsitzender der Stadtwerke Lünen GmbH
Norbert Janßen ist Betriebsratsvorsitzender aus Leidenschaft. Und das seit mittlerweile zehn Jahren – im Betriebsrat der Stadtwerke Lünen GmbH sitzt er sogar schon seit 14 Jahren. „Bei all den Nerven, die es bisweilen kostet, macht mir das Amt immer noch viel Spaß“, sagt der 53-Jährige, der einst ein Jurastudium begonnen hatte. Heute berichtet er von ausgehandelten Betriebsvereinbarungen, Jubiläumsprämien und der jährlichen BRV-Fachtagung – ein fixer Termin in seinem Jahreskalender.
Vor einigen Jahren hatte Norbert Janßen ein Jurastudium begonnen, ist aber nach ein paar Semestern auf die Ausbildung zum Industriekaufmann umgeschwenkt. „Ich habe gemerkt, dass mir Zahlen mehr liegen“, blickt der 53-Jährige zurück. Gleichwohl helfen ihm die rechtlichen Grundlagen als Betriebsrat noch heute. Seine Ausbildung absolvierte er bereits bei den Stadtwerken Lünen, hat seither sein gesamtes Arbeitsleben hier verbracht. Heute fungiert er als Schnittstelle zwischen Kunden und Buchhaltung, ist derjenige, der den beidseitigen Geldfluss regelt und darüber hinaus SAP-Key-User.
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Sein damaliger Teamleiter, gleichzeitig Betriebsratsvorsitzender, hatte ihn 2004 gefragt, ob er bei der Einführung eines neuen Tarifvertrags mitarbeiten möchte. „Ich habe gemerkt, dass mir das Spaß macht“, erinnert sich Norbert. Mit einer Kandidatur hielt er sich allerdings noch eine Weile zurück, ehe er sich 2010 erstmals für das Amt bewarb – und auf Anhieb ins Gremium gewählt wurde. 2012 wurde er schließlich stellvertretender Betriebsratsvorsitzender, 2014 dann BRV, das neunköpfige Gremium „führt“ er heute noch immer. Zu einem Drittel ist Norbert freigestellt, auf eine einhundertprozentige Freistellung hat er in alle den Jahren bewusst verzichtet: „Ich wollte nie den Druck haben, immer wieder gewählt werden zu müssen. So bleibe ich auf dem neuesten Stand in meinem Job. Und sollte es mal mehr BR-Arbeit sein, ist das bei uns kein Problem.“ Angesichts seiner sehr guten Ergebnisse hätte er zumindest die Sorgen mit der Wiederwahl nicht haben müssen. „Diese Wertschätzung und dass die Kollegen mir eine gewisse Lösungskompetenz zutrauen, motivieren mich.“
Blickt er zurück, nennt Norbert eine Betriebsvereinbarung zur Rufbereitschaft als einen der größten Erfolge seiner bisherigen Betriebsratszeit. Nach langen Diskussionen hatte er eine Alternative ausgearbeitet, „die zwar nicht zu einhundert Prozent so gekommen ist, aber mit leichten Abstrichen“, wie Norbert sich heute noch über das Ergebnis des rund zwei Jahre andauernden Prozesses freut. Aber auch die „kleineren Dinge“ wie etwa Prämien oder Jubiläumsgelder, die er und sein Gremium für die rund 220 Kollegen – zumeist auf einer Klausurtagung mit der Geschäftsleitung – aushandelt, zählen zu den schönen Facetten seiner Tätigkeit. „Außerdem haben wir es hinbekommen, die Kollegen mit einem regelmäßigen Newsletter zu informieren“, berichtet Norbert. Das hake zwar gelegentlich, besonders wenn einen der Alltagsstress einholt, doch er gelobt Besserung hinsichtlich der Taktung.
Und was steht sonst noch so auf der Agenda des Stadtwerke-Betriebsrats? „Wir sind gerade mit der Ausarbeitung von Regelungen zum Thema Software befasst. Das haben wir im letzten Sommer begonnen und wollen es bis spätestens Ende des Jahres erledigt haben. Für uns eine essenzielle Geschichte.“
Ein „Karriereende“ als Betriebsrat ist für Norbert noch lange nicht in Sicht: „Bei all den Nerven, die es bisweilen kostet, macht es mir immer noch viel Spaß.“ Was müsste also passieren, dass er sein Amt niederlegt? „Es müsste schon gesundheitlich was sein. Oder, wenn ich nur noch in der Kritik stehe. Dann würde im mich hinterfragen.“ Genau diese Ehrlichkeit, die er zu sich selbst hat, erwartet er auch von seinem Gegenüber. „Mich stören Unfairness, Vorwürfe und Lügen. Denn so, wie ich mit anderen umgehe, soll auch mit dem Betriebsrat umgegangen werden.“
Um für sein Amt immer up to date zu sein, ist die BRV-Jahrestagung für ihn ein jährlicher Pflichttermin. Warum? „Ich habe hier super Menschen kennengelernt. Das ist schon fast wie ein Familientreffen – und jedes Jahr kommen neue dazu“, sagt Norbert. So hat er sich längst ein Netzwerk aufgebaut, dass er während des Jahres häufiger in Anspruch nimmt. „Für mich sind das wertvolle Verbindungen. Wenn ich mich mit einem Problem melde, weiß ich, da kommen Rückmeldungen mit Tipps, wie das andere regeln.“ Zeitgleich sei die Fachtagung etwas, um sein „BRV-Handwerkszeug zu lernen“. Positiver Nebeneffekt: „Das hört sich komisch an, aber bei der Fachtagung kann ich auch mal von den alltäglichen Herausforderungen im Unternehmen abschalten, weil ich mich auf etwas anderes konzentriere. Das hilft mir auch danach, macht meine BR-Arbeit effektiver und vollständiger – zum Wohle meiner Kollegen und meines Unternehmens.“
Apropos Abschalten: Das ist sicherlich ein Aspekt, an dem Norbert in seiner Freizeit noch etwas feilen kann, ist er doch Vorsitzender des SPD-Stadtverbandes seiner Heimatstadt Lünen (88.000 Einwohner) – eine durchaus fordernde Tätigkeit. „Deshalb mache ich gerne Urlaub, höre gerne Musik, fahre Fahrrad – leider zu wenig, lese – leider viel zu wenig oder spiele Doppelkopf“, sagt er. Norbert ist zudem noch Fußballfan und geht ins Stadion zu seinem Lieblingsverein 1. FC Köln. „So wirklich entspannend ist das derzeit allerdings auch nicht.“ (tis)
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