Weniger Jobs für Einsteiger
Seit Monaten heißt es in den Medien: „KI verändert die Arbeitswelt rasant.“ Doch bislang fehlte der handfeste Beweis. Den liefert nun eine Studie der Harvard University. Sie zeigt: Unternehmen, die generative KI einführen, reduzieren ihre Einstellungen von Berufseinsteigern im Durchschnitt um 7,7 Prozent – und das schon nach eineinhalb Jahren.
Die Datenbasis ist gewaltig: 285.000 Unternehmen, 62 Millionen Beschäftigte, zehn Jahre Entwicklung. Und das Ergebnis ist eindeutig. Während erfahrene Kollegen weiterhin gefragt sind, sinkt der Bedarf an jungen Kräften deutlich.
Der Wendepunkt kam abrupt
Diese Entwicklung geschah nicht schleichend, sondern abrupt. Bis Mitte 2022 bewegten sich die Einstellungszahlen von Juniors und Seniors fast im Gleichschritt. Mit dem Durchbruch von ChatGPT der Firma OpenAI kam Anfang 2024 der Bruch: Die Nachfrage nach Berufseinsteigern sank deutlich, während die Nachfrage nach erfahrenen Fachkräften stabil blieb.
„Es erfolgte ein Rückgang von Junior-Stellen um rund 22 Prozent“
Wer nun glaubt, dass der Wandel rasch mit Massenentlassungen in den nächsten Monaten erfolgt, irrt sich. Die Unternehmen behalten in aller Regel ihre Junior-Mitarbeiter, stellen allerdings schlicht weniger Neue ein. Im Durchschnitt sind es 3,7 weniger Neueinstellungen pro Quartal – bei einem Schnitt von 17,45 Junior-Stellen bedeutet das einen Rückgang um rund 22 Prozent.
Warum Betriebsrat und JAV jetzt besonders gefragt sind
Falls das Wegfallen der Junioren-Stellen in Ihrem Betrieb bereits spürbar ist, sollten Sie sich als Interessenvertreter einen Plan zur Mitbestimmung zurechtlegen. Denn diese Entwicklung betrifft nicht nur junge Menschen, die ihren ersten Job suchen. Auch die Teams im Unternehmen spüren die Auswirkungen. Wo weniger neue Kräfte nachrücken, steigen die Belastungen für die bestehenden Beschäftigten. Und wenn Ausbildungsplätze gekürzt werden, leidet eventuell auch die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens. Betriebsräte und JAV haben deshalb eine Schlüsselrolle. Sie können Entwicklungen frühzeitig beobachten, Missstände aufzeigen und aktiv mitgestalten.
Darauf sollten Sie achten:
- Stellen im Blick behalten
Prüfen Sie regelmäßig, wie viele Ausbildungs- und Junior-Stellen Ihr Unternehmen ausschreibt. Ein Rückgang ist ein Frühwarnsignal. - Arbeitsbelastung prüfen
Wenn weniger Nachwuchs eingestellt wird, steigt der Druck auf die bestehenden Teams. Greifen Sie Belastungen frühzeitig auf. - Faire Bewerbungen sichern
Viele Unternehmen setzen bereits KI im Bewerbungsprozess ein. Achten Sie darauf, dass junge Bewerber dadurch nicht benachteiligt werden. - Zukunftskompetenzen fördern
Setzen Sie sich dafür ein, dass junge Kollegen früh den Umgang mit KI lernen. Wer diese Kompetenz beherrscht, hat bessere Chancen am Arbeitsmarkt.
Fazit: Der Wandel durch Künstliche Intelligenz ist nicht aufzuhalten – aber er lässt sich gestalten. Umso wichtiger ist es, dass Betriebsrat und JAV gemeinsam hinschauen, mitgestalten und Chancen sichern. Denn wer die Zukunft versteht, kann sie auch im Sinne der jungen Generation und künftiger Arbeitnehmer gestalten.