Ein Hostel, das nach einem niedlichen australischen Beutelsäuger namens Wombat benannt wurde, macht seit Jahren traurige Schlagzeilen. Dabei begann eigentlich alles ganz gut. Gegründet wurde das Hostel von den Österreichern Alexander Dimitriewicz und Marcus Praschinger, die auch noch u.a. in Wien und München ein Hostel betreiben.
Hinter den Kulissen brodelte es
Die Auslastung war gut, die Lage des Hostels beliebt. In den Online-Bewertungen wurde immer wieder die „perfekte Lage" und die Dachterrasse gelobt, ebenso wie das freundliche Personal. Doch hinter den Kulissen brodelte es. Mitarbeiter begannen, sich gegen die Arbeitsbedingungen zu wehren, wie beispielsweise fehlende Pausen, Doppelschichten und geringe Entlohnung.
Betriebsratswahl im Jahr 2015
2015 fand – mit Unterstützung der Gewerkschaft Nahrung Gaststätten Genuss (NGG) – daher ein Aufruf zur Betriebsratswahl im Wombat´s statt. Und damit die erste überhaupt in einem deutschen Hostel.
Beleidigtes Management
Doch Dimitriewicz und Praschinger, beide Jahrgang 1968, fühlten sich offensichtlich angegriffen und fanden, dass die Wahl eines Betriebsrats einem Misstrauensantrag gleichkäme. Sie reagierten mit einem offenen Brief an die Mitarbeiter: „Die Gründung eines Betriebsrates (...) dient ausschließlich dazu, einzelnen Mitarbeitern (...) sich hinter einem besseren Kündigungsschutz (als ihn alle anderen genießen) zu verstecken (...)", konterte sie fast ein bisschen beleidigt. Und drohten sogar mit „Änderungen".
Erster Tarifvertrag im Jahr 2018
Die Betriebsratswahl fand trotzdem statt. Eigentlich ein Grund, endlich etwas aufzuatmen. Denn trotz einer mangelnden vertrauensvollen Zusammenarbeit war die Belegschaft fortan gut organisiert. 2018 konnte sie im Wombat´s sogar den ersten deutschen Hostel-Tarifvertrag erstreiken.
Die Situation eskaliert
In der Folge ist von Drohbriefen, Anschreien in Einzelgesprächen, Beleidigungen, zahlreichen Abmahnungen und Kündigungsandrohungen die Rede. Und es kam noch schlimmer: Die Arbeit der Reinigungskräfte wurde an ein Subunternehmen ausgelagert. Die in Betriebsratskreisen berüchtigte Kanzlei Buse, Heberer und Fromm wurde vom Management beauftragt, heißt es.
Zum Schluss der vernichtende Schlag
Dann der vernichtende Schlag: Die Hostelleitung gab bekannt, das Haus – obschon wirtschaftlich erfolgreich – zu schließen. Einfach so.
Und das durften sie sogar. Die „unternehmerische Freiheit" macht es möglich. Trotz vielen Protesten und zahlreichen Unterstützern ging das Licht aus am 31.08.2019. 35 Mitarbeiter stehen auf der Straße.
Und jetzt? Es wird gemunkelt, dass das Hostel in einigen Wochen vielleicht wieder aufmacht; neuer Name, gleiches Spiel? Wir werden berichten.