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Digitaler Stress in Job und Betriebsratsamt

Was tun gegen die neuen Belastungen?

Die Belastungen durch digitalen Stress treffen inzwischen jeden – unabhängig von Alter oder Job. Auch Betriebsräte hat es voll erwischt. Denn innerhalb kürzester Zeit hat sich neue, komplexe Technik überall in unserem Leben verankert. Statt Flurfunk gibt es Videocalls, statt Feierabend ständige Erreichbarkeit. Und selbst jüngere Kollegen sind verunsichert wegen immer neuer Systeme. Höchste Zeit, den digitalen Stress ernst zu nehmen!

Stand:  18.1.2021
Lesezeit:  03:45 min
Digitaler Stress als Betriebsrat | © AdobeStock_pathdoc

Stress ist ein uraltes biologisches Phänomen, das einsetzt, wenn wir glauben, einer Situation nicht gewachsen zu sein. Der Blutdruck steigt, das Herz schlägt schneller, die Muskelspannung erhöht sich. Perfekt für die Flucht vor einem hungrigen Säbelzahntiger.

Inzwischen werden wir nur noch selten von Raubtieren bedroht. Am Mechanismus, der automatisch in stressigen Situationen abläuft, hat sich allerdings im Laufe der Menschheitsgeschichte nichts geändert. Dabei sind punktuelle Stressreaktionen, die kurzfristig den Körper belasten und nur vorübergehend wirken, sogar förderlich für die Gesundheit und werden als „positiver Stress“ bezeichnet. Doch wenn diese Situationen zu häufig oder gar dauerhaft auftreten, schafft es der Körper nicht mehr, in den Ruhezustand zurückkehren. Gesundheitliche Schäden können die Folge sein.

Die COVID-19-Pandemie beschleunigt die Digitalisierung.

Woher kommt digitaler Stress?

Der technologische Wandel und der Einsatz immer neuer Medien und Arbeitsformen führen zu großen Belastungen: digitaler Stress kann die Folge sein. Beschrieben wird der digitale Stress als „Unvermögen eines Individuums, mit neuer Technologie in einer gesunden Art umzugehen“. Dieses Phänomen ist nicht neu und wurde bereits in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts festgestellt. Neu ist die Geschwindigkeit, mit der sich komplexe Technik nahezu überall in unserem Leben verankert hat.

Derzeit erleben wir durch die COVID-19-Pandemie an vielen Stellen eine beschleunigte Digitalisierung, insbesondere durch den Umzug zahlreicher Betriebsräte und Arbeitnehmer ins Home-Office. Nicht jeder kann sich dabei gleich gut an die Veränderungen anpassen. Es fällt vielen Menschen schwer, sich abzugrenzen – kein Wunder, wenn das eigene Wohnzimmer als Schulzimmer, Büro, Besprechungsraum und privater Rückzugsraum fungieren muss. Wann muss ich erreichbar sein – wann nicht? Wann darf ich ausruhen, entspannen, mich privaten Dingen widmen, wenn doch Notebook und Handy noch auf dem Tisch liegen? Unsicherheiten und fehlendes Wissen über einen gesunden Umgang mit neuen Rahmenbedingungen führen zu Stress.

Forscher suchen nach Auswegen

Mit den Ursachen und Auswirkungen von digitalem Stress in Zeiten der COVID-19-Pandemie beschäftigt sich eine neue Studie des Forschungs- und Entwicklungsprojektes „PräDiTec – Prävention für sicheres und gesundes Arbeiten mit digitalen Technologien“ mit dem Schwerpunkt „Digitale Arbeit während der COVID-19-Pandemie“. Sie verweist auch auf Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt „Bewältigung von digitalem Stress am Arbeitsplatz“, das ebenfalls unter Leitung von Prof. Dr. Henner Gimpel entstand.

Im Rahmen dieser Studie werden Belastungsfaktoren identifiziert, die durch digitale Arbeit entstehen. Dabei ist wichtig zu wissen, dass der Begriff Belastungen erst einmal neutral verwendet wird. Belastungen sind alle äußeren Einflüsse, die auf einen Beschäftigten einwirken. Die Reaktion darauf ist höchst individuell – wo der eine überfordert ist, empfindet der andere eine spannende Herausforderung. In einer hohen Intensität können die Belastungsfaktoren gleichwohl zu digitalem Stress führen – und dann gilt es zu handeln. Die Studie zeigt:

  • Digitaler Stress steht in einem negativen Zusammenhang mit Gesundheit und Wohlbefinden der Befragten
  • Digitaler Stress steht in einem negativen Zusammenhang mit der Arbeitsfähigkeit der Befragten

Viele berichten von einer stark empfundenen Leistungsüberwachung.

Sorge vor Leistungsüberwachung

Ein Beispiel: 17% der Befragten berichten laut der Studie von einer als sehr stark empfundenen Leistungsüberwachung. Dieser Belastungsfaktor entsteht durch die technische Möglichkeit, Leistungsdaten zu erfassen, auszuwerten und damit Beschäftigte miteinander vergleichbar zu machen. Schlimmstenfalls haben Betroffene das Gefühl, unentwegt überwacht und bewertet zu werden. Begleiterscheinung können körperliche und emotionale Erschöpfung sein: die psychische Beanspruchung steigt.

Zu viele Informationen

Ein weiteres Beispiel, mit dem auch viele Betriebsräte zu kämpfen haben, ist die Flut an Informationen. Allein durch die Menge an bereitgestellten Informationen entsteht ein Gefühl der erhöhten Arbeitsmenge und der Beschleunigung. Laufend eingehende Informationen führen zu der Annahme, die Arbeit nicht bewältigen zu können –  egal, wie schnell und wie viel man erledigt. Am Ende können Gesundheit und Psyche darunter leiden.

Schon durch die Erwartungshaltung der Vorgesetzten kann übermäßiger digitaler Stress verhindert werden.

Betriebsräte, tretet den Belastungen entschlossen entgegen!

Sind Beschäftigte und Betriebsräte den neuen Belastungen hilflos ausgesetzt? Nein! Manchmal mag es so scheinen, aber die gute Nachricht ist: Es gibt eine Reihe von Strategien und Methoden, der Belastung durch digitale Arbeit entgegenzuwirken.

Zunächst gilt es, auf Unternehmensebene Rahmenbedingungen zu schaffen, die den digitalen Stress einschränken. Ein gutes Mittel hierfür ist eine Betriebsvereinbarung, in der es um die Nutzung von Internet und E-Mail, Social Media und mobilen Endgeräten geht. Wer muss bis wann erreichbar sein? Wie steht es mit E-Mails nach Feierabend? Wie wird die Arbeit gestaltet (Arbeitsorganisation, Arbeitsumgebung)? All diese Fragen können in einer Betriebsvereinbarung beantwortet und so klar kommuniziert werden. Denn schon durch die Erwartungshaltung der Vorgesetzten kann übermäßiger digitaler Stress verhindert werden.

An sich selbst und seinen Kompetenzen arbeiten

Auch auf individueller Ebene gibt es Strategien, gut mit den Belastungsfaktoren digitaler Arbeit umzugehen. Wem es gelingt, sich als Gestalter seiner Situation zu begreifen und sich aus einer gefühlten Hilflosigkeit in eine aktive Rolle zu begeben, hat gute Voraussetzungen für die Bewältigung von digitalem Stress.

Ganz konkret heißt das zum Beispiel: Wer seiner eigenen Medien- und Technologiekompetenz vertraut, wird vermutlich weniger digitalen Stress empfinden. Und das wiederum senkt die Wahrscheinlichkeit, dass die Gesundheit Einbußen davonträgt und dadurch Einschränkungen der Leistungsfähigkeit stattfinden. Schulungen sind der Schlüssel. Denn gezielter Kompetenzaufbau hat positiven Einfluss auf die Beanspruchung durch digitale Arbeit.

Fazit: Die Technik bleibt

Die digitale Arbeit ist Teil unserer Realität. Und, das ist wichtig, sie ist für die meisten Branchen und Unternehmen auch eine wesentliche Grundlage ihrer dauerhaften Existenzsicherung. Gleichzeitig kann die digitale Arbeit Stress auslösen. Es ist daher höchste Zeit, den digitalen Stress ernst zu nehmen. Wer jedoch die Möglichkeiten der Mitgestaltung ausschöpft und die richtigen Strategien anwendet, kann psychische Belastungen reduzieren, die zu gesundheitlichen Nachteilen führen. Ein neues Aufgabenfeld für Betriebsräte! (IL)

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