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Erfahrung, Motivation und Tipps von erfahrenen Wahlvorständen

Wahlvorstände berichten

Wie erleben Betriebsräte und Wahlvorstände die Betriebsratswahl? Lesen Sie hier, welche Erfahrungen Ihre Amtskollegen gemacht haben, was sie motiviert und was sie bei der nächsten Wahl anders machen möchten.

Stand:  15.3.2017
Lesezeit:  02:30 min
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Die Wahl aus Sicht der Wahlvorstände | © contrastwerkstatt - Fotolia.com

Wahlvorstände berichten

Betriebsräte und Wahlvorstände haben eines gemeinsam: Beide werden mit ihren Aufgaben ins kalte Wasser geworfen. Zwar können Sie Seminare besuchen, in denen sie bestmöglich auf Ihr jeweiliges Amt vorbereitet werden – doch im Betrieb sind die erste Betriebsratswahl, die erste Betriebsratssitzung und das erste Arbeitgebergespräch immer etwas Besonderes. Wir haben erfahrene Betriebsräte nach ihren Erfahrungen, Ihrer Motivation und nach Tipps für die Betriebsratswahl gefragt – und spannende Antworten für Sie mitgebracht.

Wahlvorstandsmitglied Niza Papour: „Wir haben zwar schon einmal gewählt, aber das ist vier Jahre her. Manches ist mir nicht mehr ganz geläufig. Ich besuche dieses Seminar, um mein Wissen für meine Kollegen und Kolleginnen aufzufrischen. So hoffen wir, unsere Wahl auch diesmal tadellos auf die Reihe zu bekommen.“

Betriebsrat Martin Tartler: „Wir wählen zum ersten Mal nach dem normalen Wahlverfahren. Als Betriebsratsmitglied muss ich mir deshalb die erforderlichen Kenntnisse aneignen.“

Betriebsrat Bruno Ohle: „Ich bin hier als Betriebsratsmitglied und erhoffe mir fachliche Kenntnisse, so dass uns kein Fehler unterläuft und die Wahl später nicht angefochten werden kann.“

Betriebsrätin Ines Schilling ergänzt: „Ich habe bei Kollegen erlebt, dass Stimmzettel nicht korrekt waren, woraufhin die Wahl wiederholt musste. Die Unstimmigkeiten sind erst beim Auszählen aufgefallen. Aus diesem Fehler haben auch wir gelernt. Für Kollegen, die erstmals einen Betriebsrat wählen, kann es hilfreich sein, die Unterstützung eines Rechtsanwalts zu erhalten. Hierbei darf natürlich der Kostengesichtspunkt nicht außer Acht gelassen werden. Gut ist es auch, Betriebsräte größerer Firmen in der Nähe zu kontaktieren. Auch wenn man die Kollegen vorher nicht kennt, kann man so auf Nachfrage wertvolle Unterstützung erfahren. Mir hat dies zu Anfang sehr geholfen.“

Hilfe und Unterstützung einfordern

Betriebsratsvorsitzender und Gewerkschaftsmitglied Wolfgang Ziemke: „Gut ist es, Gewerkschaftsmitglied zu sein oder zu werden, denn diese kennen die Branche und die Fallen, in die man hineinlaufen kann. Wir werden bei der Wahl von der IG Metall unterstützt. Zusätzlich besuche ich als Betriebsratsvorsitzender ein Seminar, um wirklich keine Verfahrensfehler zu machen, beispielsweise bei den Fristen. Ich höre zwar immer wieder den Vorwurf, Betriebsräte würden sich nur engagieren, um so einen besonderen Kündigungsschutz zu genießen. Aber das ist eine reine Scheinargumentation, denn der Kündigungsschutz ist nur eine Beigabe des Engagements. Und wir kämpfen ja nicht nur für uns, sondern für die Kollegen. Im Übrigen: Wer nicht kämpft, hat schon verloren – die Möglichkeit hierzu hat jeder. Die Akzeptanz des Betriebsrats und die Bereitschaft zur Beteiligung an der anstehenden Wahl entsteht vor allem durch den Informationsfluss. Ganz wichtig ist es, die Kolleginnen und Kollegen rechtzeitig und früh über alles zu informieren.“

Betriebsrat Frank-Theodor Schulte: „Am Standort hatten wir bislang drei Betriebsratsgremien, die jetzt allerdings zusammengelegt werden. Wir können uns gegenseitig unterstützen. “

Große Motivation

Wahlvorstand Karl-Heinz Lorenzen: „Ganz einfach: Es soll auch weiterhin einen Betriebsrat bei uns geben. Denn diesen braucht es, damit Arbeitnehmer und Arbeitgeber zusammenarbeiten.“

Betriebsrätin Christiane Jünemann: „Wichtig ist es, die Arbeitskollegen und -kolleginnen zu vertreten und ihnen bei schwierigen Situationen weiterzuhelfen. Das ist für mich der wichtigste Aspekt. Der Kündigungsschutz ist nur ein Beibrot.“

Unterstützung in den Betrieben

Betriebsrat Manfred Klemp: „Sollte die Belegschaft sich deswegen sorgen, muss der Betriebsrat als Vorbild dienen; wir Betriebsräte halten ja auch unseren Kopf hin. Wichtig ist, die Leute auch in schwierigen Zeiten zu animieren. Wir haben im Moment die Situation, dass wir nicht mehr tarifgebunden sind und kräftig kämpfen müssen. Dies merken auch die Kollegen. Die Anzahl der Gewerkschaftsmitglieder hat sich bei uns mittlerweile verdoppelt. Wir machen aktiv Werbung und verteilen Beitrittszettel.“

Betriebsrat Martin Tartler: „Wir haben mit der Betriebsratswahl positive Erfahrungen gemacht. Zwar werden wir nicht gepusht, das ist wohl wahr, aber es werden uns auch keine Steine in den Weg gelegt."

Engagierte Kollegen

Betriebsrätin Petra Grünhagel: „Nach unseren bisherigen Erfahrungen ist die Wahlbeteiligung relativ hoch. Obwohl wir ein kaufmännischer Bereich und wenig gewerkschaftlich organisiert sind, haben wir trotzdem eine gute Wahlbeteiligung. Wir haben auch bezüglich der Akzeptanz eines Betriebsrats keine Probleme, im Gegenteil: Der Druck auf die Mitarbeiter hat zugenommen. Wir werden insgesamt mehr angesprochen.

Betriebsrat Enrico Engel: „Wir als Betriebsratsmitgliedermüssen immer als Ansprechpartner da sein. Den Kollegen muss bewusst werden, dass es sehr wichtig ist, dass wir einen Betriebsrat haben. Ich erwarte eine hohe Wahlbeteiligung, denn unser Betrieb ist ohnehin überwiegend gewerkschaftlich organisiert.

Betriebsrat Flurim Shemallari: „Wir werden alles versuchen, dass die Kollegen die Wahl mitmachen. Um seine Kollegen und Kolleginnen für die Wahl zu motivieren, sollte man ihnen vor Augen halten, wie schnell man von heute auf morgen völlig unverschuldet in die Situation geraten kann, seinen Arbeitsplatz zu verlieren. Schlagwort hierzu ist beispielsweise die Verlagerung von Standorten ins Ausland. In diesem Fall zählt weder die Arbeitsleistung noch die Dauer der Betriebszugehörigkeit, denn es handelt sich um rein betriebswirtschaftliche Entscheidungen. Ohne Betriebsrat scheide ich ohne Sozialplan und damit ohne Anspruch auf Abfindung aus. Auch bei einzelvertraglichen Fragen, beispielsweise Zielvereinbarungen, ist der Einzelne dem Arbeitgeber häufig schutzlos ausgeliefert. In diesen Fällen kann der Betriebsrat wirksam in die Bresche springen. Dieser sollte seine Möglichkeiten nutzen. Hierzu zählt neben dem rechtlichen auch das betriebswirtschaftliche Wissen. Denn es ist wichtig, auch betriebswirtschaftlich argumentieren zu können.“

Tipps und Anregungen

Betriebsrat Karl-Heinz Lorenzen: „Wichtig ist es, nicht die Welt verändern zu wollen. Neue Betriebsratsmitglieder sollten sich an ihren Kollegen orientieren und die Stimmung im Betrieb wahrnehmen. Dazu gehört auch, mal bei den Arbeitsplätzen vorbeizuschauen.“

Betriebsrat Udo Stumpf: „Es ist eine interessante Tätigkeit, auch wenn die Erwartungen zu Beginn nicht allzu hoch sein sollten. Manchmal kann man Kollegen schon in Kleinigkeiten unterstützen, beispielsweise durch die Begleitung zu einem Personalgespräch.“

Betriebsrat Lutz Hübner: „Wichtig ist es, sich Zeit für die Kollegen und ihre Probleme zu nehmen und das Ohr an der Masse zu haben.“

Betriebsrätin Christiane Jünemann: „Betriebsratsmitglieder sollten sich immer vor Augen halten, dass nichts so heiß gegessen wie es gekocht wird. Oftmals hilft es, über bestimmte Dinge noch eine Nacht zu schlafen. Am Wichtigsten sind die einzelnen Kollegen, die ins Betriebsratsbüro kommen, nicht die Geschäftsleitung."

Betriebsrat Martin Tartler: „Man sollte auch die Chancen sehen, dass es Spaß machen kann mit dem Arbeitgeber zusammenzuarbeiten – was man aber auch im Hinblick auf die vertrauensvolle Zusammenarbeit nicht übertreiben sollte.“

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