Die von SAP veröffentlichen Ergebnisse für das vierte Quartal und Gesamtjahr 2023 hielten positive Nachrichten für den Konzern parat: Der Umsatz stieg um neun Prozent auf insgesamt 31,2 Milliarden Euro. Vorstandssprecher Christian Klein dazu: „Die SAP hat geliefert: Unseren Ausblick für 2023 haben wir bei allen wichtigen Kennzahlen erfüllt oder übertroffen.“
Es könnte also eigentlich alles so schön sein bei Deutschlands wertvollstem Unternehmen, und doch rumort es hinter den Kulissen. Hintergrund: Klein hatte ein Restrukturierungsprogramm angekündigt, das 8.000 Stellen betreffen soll. „Mit dem geplanten Transformationsprogramm verlagern wir verstärkt Investitionen in strategische Wachstumsbereiche, in erster Linie in KI. Damit werden wir auch zukünftig wegweisende Innovationen entwickeln und gleichzeitig die Effizienz unserer Geschäftsprozesse verbessern.“ Medienberichten zufolge soll das Ganze rund zwei Milliarden Euro kosten.
Neue Präsenzpflicht im Unternehmen
Ganz davon abgesehen hat Christian Klein Anfang dieses Jahres die Belegschaft über eine neue Präsenzpflicht im Unternehmen informiert. Während der Coronapandemie hatte SAP seinen Mitarbeitern weitgehend freigestellt, wo sie arbeiten. Zukünftig sollen laut „WirtschaftsWoche“ – unter Berufung auf eine E-Mail der Vorstandschaft an die Belegschaft – drei Bürotage verpflichtend sein. Das Magazin hatte exklusiv über die neuen SAP-Arbeitsrichtlinien berichtet. So sollen regelmäßige Bürotage entscheidend dazu beitragen, neue Ideen zu entwickeln und den Wettbewerbsvorteil zu sichern.
SAP, wie wir es kannten, ist vorbei.
Der Europäische Betriebsrat von SAP in einem Schreiben an den Vorstand
Jetzt hat wohl der Europäische Betriebsrat, wiederum in einer internen Mail, den SAP-Vorstand wegen der neuen Regeln kritisiert – mehr als 2.000 Mitarbeiter haben unterschrieben. Darin soll unter anderem der Satz gefallen sein: „SAP, wie wir es kannten, ist vorbei.“ Viele Beschäftigte würden sich sogar nach einem neuen Job umschauen. Der Europäische Betriebsrat weiter: „Wir fühlen uns von einem Unternehmen verraten, das uns bis vor kurzem dazu ermutigt hat, von zu Hause zu arbeiten.“ In einem Handelsblatt-Interview verteidigte Klein die Entscheidung zur Rückkehr in die Büros als notwendig, um die 15.000 in diesem Jahr startenden Mitarbeiter entsprechend einzuarbeiten.
Gibt es eine Betriebsvereinbarung?
Eigentlich gilt SAP als attraktiver Arbeitgeber, angesichts der 8.000 betroffenen Stellen und der Präsenzpflicht scheint jetzt etwas Sand im Getriebe zu sein. Bis Ende April läuft eine Übergangsphase zur Rückkehr in die Büros. Die drei verpflichtenden Bürotage, auch Geschäftsreisen sowie Arbeitstage bei Kunden bzw. Partnern außerhalb von SAP-Standorten fallen darunter, sollen übrigens für alle knapp 110.000 SAP-Mitarbeiter rund um den Globus gelten.
Wie es bei SAP weitergeht, bleibt abzuwarten. Ob es zum Thema Mobile Arbeit eine Betriebsvereinbarung gibt? Wir bleiben dran. (tis)