Der 20. Januar 2025 ist in den USA ein historisches Datum: Donald Trump, der 45. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, wurde auch als deren 47. Präsident vereidigt. Die Welt schaut gespannt auf Washington, D.C. – und wird das wohl auch in Zukunft tun. Schließlich rechnen nicht wenige mit einem drastischen Politikwechsel, der massive Auswirkungen auf die gesamte Welt haben könnte – unter anderem auf Deutschland. Bereits im Wahlkampf war immer wieder von Strafzöllen die Rede. Die Einführung soll sogar eine der ersten Amtshandlungen Trumps werden. Aber was steckt da eigentlich dahinter?
60 Prozent auf Waren aus China, 10 bis 20 Prozent auf Waren aus dem Rest der Welt
Strafzölle sind eine Art zusätzliche Steuer auf Waren aus dem Ausland, wodurch diese teurer werden. Meist wird ein Strafzoll von einem Land gezielt als Reaktion gegen eine bestimmte Ware eingesetzt, um die heimische Wirtschaft zu stärken, indem man sie vor billigeren Importen schützt. Donald Trump hatte bereits während des Rennens ums Weiße Haus davon gesprochen, chinesische Produkte mit Zöllen von 60 Prozent und Produkte aus dem Rest der Welt mit 10 bis 20 Prozent zu belegen. Deutschland würde das enorm treffen, schließlich ist die USA Handelspartner Nummer eins.
Rund um den Wahlkampf im Herbst 2024 hatte das Institut für Makroökonomie (IMK) bereits simuliert, was mögliche Zollpläne für die Wertschöpfung und das Bruttoinlandsprodukt bedeuten würde – auch wir hatten berichtet . Nun wurde diese Simulation wiederholt, im Zentrum der Untersuchung standen diesmal die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Und die fallen drastisch aus: Nach Berechnungen des IMK könnten in Deutschland insgesamt bis zu 300.000 Jobs verloren gehen, sollte die Trump-Regierung die Zollpläne umsetzen und andere Länder mit Gegenzöllen antworten. Insgesamt hängen sogar 1,2 Millionen Arbeitsplätze hierzulande an Exporten in die USA. Ein „etwas milderes Szenario“ würde immer noch Arbeitsplatzverluste von rund 200.000 Jobs bedeuten, wie IMK-Volkswirt Thomas Theobald in einem ntv-Interview erklärt: „Da muss man aber auch dazu sagen, es herrscht enorm viel Unsicherheit, was die neue US-Administration da genau machen wird“, spricht der Experte unter anderem Kanada und Mexiko an, beide Länder galten während Trumps erster Präsidentschaft noch als Partner. Für sie soll ein Strafzollsatz von jeweils 25 Prozent geplant sein.
Es herrscht enorm viel Unsicherheit, was die neue US-Administration da genau machen wird.
Thomas Theobald, IMK-Volkswirt, im Fernsehinterview bei ntv
Auf die Frage, welche Branchen es besonders treffen wird, nennt Theobald neben Fahrzeugbau, Maschinenbau und chemischer Industrie auch Sondereffekte: „Eine starke Nachfrage aus den USA herrscht zum Beispiel im Pharmabereich nach deutschen Produkten.“ Insgesamt ließe sich nur schwer vorhersagen, wer am stärksten betroffen sein wird, da es auch unternehmensnahe Dienstleistungen gibt, die an den jeweiligen Branchen hängen.
Strafzölle, um Jobs im eigenen Land zu schaffen
Warum genau macht das Trump eigentlich? Abschließend kann die Frage sicherlich nicht beantwortet werden, wenngleich einem zwangsläufig sein Wahlkampfmotto „Make America Great Again“ in den Sinn kommt. Er verspricht den US-Bürgern im Grunde eine Art industrielle Wiedererstarkung. Möglichst alles, was in den USA verbraucht wird, soll in den USA hergestellt werden. (Billigere) Konkurrenz aus dem Ausland würde durch die Strafzölle geschwächt werden. Und klar, letztlich soll genau das jede Menge Jobs für die Amerikaner sichern. Allerdings wird es – zumindest kurzfristig – nicht gänzlich ohne Importe gehen. Schon lange konsumieren die Menschen in den USA wesentlich mehr als hergestellt wird. Kann also auf einmal wieder alles im eigenen Land produziert werden? Und zu welchem Preis? Werden pauschal Strafzölle auf sämtliche Produkte aus den entsprechenden Ländern eingeführt – auch auf die, die vorerst aus dem Inland gar nicht verfügbar sind –, könnte das den Preis entsprechend in die Höhe treiben. Man denke beispielsweise an bestimmte Medikamente. Experten rechnen für den Fall in den USA mit einer Inflation und möglicherweise mit einer Rezession. Das wiederum dürfte für Donald Trump kein wünschenswertes Szenario sein. Und so bleibt zu hoffen, dass es doch noch zu einem für alle Seiten vernünftigen Handels-Deal kommt. (tis)