KI: wie bei jeder neuen Technik gibt’s auch hier ein paar Haken. Was passiert mit den Daten? Wie sicher sind KI-gesteuerte Systeme wirklich? Und wie stellen wir sicher, dass der Mensch am Ende nicht nur noch Zuschauer ist? Fragen, auf die es gute Antworten braucht – bevor wir uns zu sehr auf die digitale Intelligenz verlassen.
Trotz der noch nicht ganz gelösten Fragen wird laut DGUV-Risikoobservatorium KI ein Top-Trend im Arbeitsschutz sein.
Künstliche Intelligenz als Schlüsselinnovation im Arbeitsschutz
Wie so oft und trotz der noch nicht ganz gelösten Fragen wird laut DGUV-Risikoobservatorium KI ein Top-Trend im Arbeitsschutz sein. KI-Systeme können Prozesse effizienter gestalten, Gefahren frühzeitig erkennen und so zu einer sichereren Arbeitsumgebung beitragen. Besonders in risikoreichen Arbeitsfeldern wie der Industrie oder der Logistik kann KI dazu beitragen, Arbeitsunfälle zu minimieren.
Ein Beispiel: In Produktionshallen werden smarte Exoskelette eingesetzt, die die Belastung für die Mitarbeiter verringern. Gleichzeitig analysieren Sensoren in Echtzeit die Körperhaltung und geben Hinweise zur Ergonomie. Dadurch können typische Belastungsschäden frühzeitig erkannt und vermieden werden.
Exoskelette werden ebenfalls in der Pflege eingesetzt, um das Pflegepersonal körperlich zu entlasten. Ein bekanntes Beispiel ist das Exoskelett „Apogee" von German Bionic.
Dieses Exoskelett unterstützt Pflegekräfte beim Heben und Tragen von Patienten, indem es den unteren Rücken entlastet und die Wirbelsäule stabilisiert. Dadurch können Rückenschmerzen und Überlastungsschäden reduziert werden.
KI kann riesige Datenmengen analysieren und Muster erkennen, um präventive Maßnahmen zu unterstützen.
Präventive Sicherheitsmaßnahmen durch KI
KI kann riesige Datenmengen analysieren und Muster erkennen, um präventive Maßnahmen zu unterstützen. So werden in der Bauindustrie KI-gestützte Drohnen eingesetzt, um Baustellen auf Sicherheitsrisiken zu scannen. Sie erkennen ungesicherte Stellen oder Gefahrenbereiche und senden Warnmeldungen an die verantwortlichen Sicherheitsbeauftragten.
Kamera-Systeme lassen sich heutzutage kostengünstig in nahezu allen Prozesse integrieren – auch im Arbeitsschutz. KI ist dabei nicht nur eine praktische Ergänzung, sondern ein echter Weichensteller. Sie macht die Videoüberwachung nicht nur schlauer, sondern auch vorausschauender. So können KI-Anwendungen Reaktoren, Pumpen, Gas-Leitungen oder Hochspannungs-Motoren im Blick behalten und schon erste Anzeichen von Störungen erkennen, bevor es gefährlich wird.
Auch in der Chemiebranche können KI-Systeme chemische Reaktionen in Echtzeit überwachen und bei kritischen Werten automatisiert Gegenmaßnahmen einleiten. Dadurch lassen sich Unfälle durch unerwartete Reaktionen vermeiden. Hier zeigt sich: KI kann nicht nur unterstützen, sondern auch aktiv schützen.
Einsatz von Chatbots im Arbeitsschutz
Chatbots revolutionieren ebenfalls die Informationsbereitstellung im Arbeitsschutz. Sie können:
- Gesetzestexte in verständliche Sprache übersetzen,
- Mitarbeiter zu sicherheitsrelevanten Fragen beraten,
- Checklisten für Audits erstellen und
- Schulungsmaterialien generieren.
Ein Beispiel aus der Praxis: Ein Unternehmen nutzt einen Chatbot zur automatischen Beantwortung von Sicherheitsfragen. Mitarbeiter können per Smartphone Fragen wie „Welche Schutzmaßnahmen gelten für diese Maschine?" stellen und erhalten sofort eine Antwort. Das spart Zeit und erhöht das Sicherheitsbewusstsein.
Auch im Unfallschutz spielt KI eine große Rolle.
Risikomanagement mit KI
Auch im Unfallschutz spielt KI eine große Rolle. Sie kann systematisch alle eingetragenen Unfälle und Beinaheunfälle in einer Ereignisdatenbank auswerten. Dabei erkennt sie Muster und unterstützt Sicherheitsfachkräfte mit gezielten Vorschlägen zur Risikominimierung.
Beispielsweise kann ein KI-System in einem Logistikunternehmen Unfalldaten auswerten und feststellen, dass in einem bestimmten Lagerbereich wiederholt Zusammenstöße zwischen Staplern und Fußgängern auftreten. Daraufhin könnten gezielte Maßnahmen wie verbesserte Wegeführung oder automatisierte Warnsysteme eingeführt werden.
Zu starke Automatisierung kann dazu führen, dass Mitarbeiter sicherheitsrelevante Kompetenzen verlieren.
Herausforderungen und Risiken Beim Einsatz von KI
Technologieabhängigkeit: Zu starke Automatisierung kann dazu führen, dass Mitarbeiter sicherheitsrelevante Kompetenzen verlieren. Was passiert beim Ausfall des Systems? Oder wird der Arbeitsplatz gar wegrationalisiert? Als Betriebsrat gilt es, hier an die Beschäftigungssicherung (§ 92a BetrVG) zu denken. Es besteht auch ein Mitbestimmungsrecht bei technischen Einrichtungen (§ 87 Abs. 1 Nr. 6 BetrVG), wenn diese dazu geeignet sind, das Verhalten oder die Leistung der Arbeitnehmer zu überwachen. Also sind Sie bei einer Einführung in Ihrer Rolle als Betriebsrat in der Regel mit an Bord!
Cybersecurity: KI kann selbst Ziel von Angriffen werden oder aufgrund von Manipulation fehlerhafte Entscheidungen treffen. Eine menschliche Kontrolle sollte immer vorhanden sein.. Nach § 32 der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) sind Unternehmen verpflichtet, geeignete technische und organisatorische Maßnahmen zu ergreifen, um die Sicherheit der Verarbeitung personenbezogener Daten zu gewährleisten und das Risiko von Manipulationen zu minimieren. Dies schließt auch die Notwendigkeit ein, dass die letzte Entscheidung in kritischen Bereichen einer KI-Nutzung von einem Menschen getroffen werden sollte.
Mitarbeiterkontrolle: KI-basierte Systeme können Arbeitsleistung in Echtzeit überwachen, was zu übermäßigem Leistungsdruck und Stress führen kann. Hierbei müssen Sie als Betriebsrat entscheiden, inwieweit eine Verhaltens- und Leistungskontrolle (§ 87 Abs. 1 Nr. 6 BetrVG) vorliegt. Zudem kann eine Gefährdungsbeurteilung nach § 3 ArbSchG erforderlich sein, wenn psychische Belastungen durch permanente Überwachung entstehen.
Künstliche Intelligenz kann den Arbeitsschutz auf ein neues Level heben
KI als Chance nutzen – aber mit Köpfchen!
Künstliche Intelligenz kann den Arbeitsschutz auf ein neues Level heben – wenn man sie richtig einsetzt. Damit die Technik den Menschen unterstützt und nicht umgekehrt, braucht es ein starkes Team: IT, Sicherheitsfachkräfte, Betriebsrat und natürlich die Beschäftigten selbst.
Wichtig ist, dass es nicht nur um neue Technologien geht, sondern auch darum, alle mit ins Boot zu holen. Schulungen und Qualifizierungen sind der Schlüssel, damit niemand auf der Strecke bleibt. Und genau hier können Sie als Betriebsrat mitreden: Sie sorgen dafür, dass KI-Lösungen fair und sinnvoll eingesetzt werden – ohne Überwachung oder Druck. So profitieren am Ende alle von den Chancen für den Arbeitsschutz und die Risiken bleiben überschaubar. (sw)