Fragt man bei den jungen Azubis nach, hört man immer wieder die gleiche Kritik: Zu viele Überstunden werden gefordert, es gibt zu selten Lob und die Ausbildung dauert zu lange.
Der Ausbildungsreport deckt auf
Der Ausbildungsreport 2019 des DGB hat nachgehakt. „Auszubildende berichteten von regelmäßigen Überstunden, ungenügender Ausbildungsvergütung und der regelmäßigen Zuweisung von Aufgaben, die absolut nichts mit der Ausbildung zu tun haben", fasst Anja Weber, Vorsitzende des DGB NRW, zusammen. Dies ist aber nur eine Seite der Medaille. Knapp 70 % der Lehrlinge geben an, mit ihrer Ausbildung „zufrieden" oder „sehr zufrieden" zu sein.
Für den Report 2019 wurden deutschlandweit 16.000 Auszubildende aus den 25 häufigsten Ausbildungsberufen nach der Qualität ihrer Ausbildung befragt. In der Gesamtbewertung schnitten angehende Industriemechaniker sowie Verwaltungsfachangestellte, Industriekaufleute, Mechatroniker und Zerspanungsmechaniker besonders gut ab – wie bereits in den Vorjahren. Die schlechtesten Noten erhielten erneut Köche, Frisöre, Hotelfachleute und Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk.
Ausbildung und Digitalisierung 4.0
Den Schwerpunkt der Studie bildet das Thema Digitalisierung. Auch da gibt es offenbar großen Nahholbedarf, um junge Azubis auf die künftige digitale Arbeitswelt vorzubereiten. Ein Grund dürfte die digitale Ausstattung der Berufsschulen sein, die viele als mangelhaft bewerten.
Besser mit Interessenvertretung!
In Ausbildungsbetrieben mit einem Betriebsrat, Personalrat oder JAV fühlen sich weitaus mehr Auszubildende gut auf die Digitalisierung vorbereitet. Das zeigt wieder einmal, wie wichtig die Mitbestimmung für die Arbeitswelt 4.0 ist.
Branchenunterschiede bei der Vergütung
Beim Thema Vergütung gibt es himmelweite Unterschiede zwischen den verschiedenen Ausbildungsberufen: Angehende Bankkaufleute erhalten beispielsweise im dritten Lehrjahr 1.109 €, Friseure nur 660 €. Durchschnittlich verdienten die befragten Auszubildenden im dritten Ausbildungsjahr 890 €.
Manche Discounter legen nun wegen niedriger Bewerberzahlen was obendrauf: Lidl, Kaufland und Aldi Süd zahlen ihren Auszubildenden ab nächstem Sommer 50 € extra im Monat. Ob es hilft?